Berlin. Jeder sollte für das Alter finanziell vorsorgen und Rücklagen für Notfälle bilden. Honorarberater helfen in Geldfragen gegen Entgelt, während Finanzvermittler von Provisionen leben. Verbrauchern fällt der Durchblick schwer. Doch das kann böse Folgen haben.

Kaum jemand befasst sich in seiner Freizeit gerne mit den Feinheiten der Geldanlage. Die Palette der Angebote ist ebenso groß wie bunt und die Funktionsweise der bisweilen komplizierten Produkte schwer zu durchschauen. Aber für die meisten Arbeitnehmer und Selbstständigen führt kein Weg daran vorbei. Jeder sollte für das Alter finanziell vorsorgen und Rücklagen für Notfälle bilden.

Beratung ist daher gefragt, aber oft nicht gut, wie Verbraucherschützer immer wieder feststellen. Denn zumeist lassen sich Sparer von ihrer Hausbank beraten. Die Angestellten dort haben jedoch häufig ganz andere Interessen als ihre Kunden, weil sie Produkte verkaufen sollen, die der Bank hohe Provisionen einbringen. Seit langem fordern die Verbraucherzentralen daher den Ausbau einer unabhängigen Finanzberatung.

Unabhängige Finanzberater sind selten

Deren Prinzip unterscheidet sich fundamental von der Arbeit der Banken und Sparkassen. Letztere bieten ihre Beratung zwar kostenlos an, kassieren beim Verkauf von Versicherungspolicen, Fonds oder Zertifikaten aber eine Provision von den dahinter stehenden Unternehmen. Die Vergütung bezahlt letztlich der Kunde, weil die Provisionen später aus seinen Sparbeiträgen finanziert werden. Es liegt nahe, dass die Institute mit Vorliebe Verträge empfehlen, die ihnen möglichst hohe Provisionen einbringen. Das geht zwangsläufig zu Lasten des Ertrags für den Kunden.

Sie kostet Sparer Milliarden

Durch eine schlechte Beratung gehen den Anlegern in Deutschland jährlich rund 50 Milliarden Euro verloren. Das ergab eine Studie des Bamberger Finanzwissenschaftlers Andreas Oehler. Allein bei Lebensversicherungen büßen die Sparer mit ungeeigneten Produkten 16 Milliarden Euro ein.

Die verstärkte Förderung von unabhängigen Honorarberatern soll nun für eine bessere Beratungsqualität sorgen.

Unabhängige Finanzberater sind bislang eine Rarität und kümmerten sich in der Vergangenheit vor allem um ein sehr gut betuchtes Klientel. Das ändert sich gerade. „Es ist ein Irrglaube, dass dies nur etwas für die Großkopferten ist“, sagt der Chef des Verbunds Deutscher Honorarberater (VDH), Dieter Rauch. Hier funktioniert das Geschäftsmodell anders herum. Der Kunde bezahlt für die von ihnen entworfene Anlagestrategie und die Tipps für geeignete Produkte, zum Beispiel Fondssparpläne. Das kostet zunächst einmal Geld, und das nicht zu knapp. Laut Rauch werden für eine Beratungsstunde bis zu 150 Euro fällig, die nicht einmal von der Steuer abgesetzt werden können.

Auch unabhängige Honorarberater rar

Im Gegenzug entfallen alle Provisionen, die sonst mit dem jeweiligen Angebot verbunden sind. Der Berater sucht daher die besten Angebote, nicht die für ihn lukrativsten. Unter dem Strich bleibt dadurch für den Anleger trotz des Beratungsentgelts viel mehr übrig als beim Provisionsmodell, wie eine Modellrechnung des Verbands zeigt. Ein 30-Jähriger, der bis zur Rente 35 Jahre lang monatlich 250 Euro in eine fondsgebundene Rentenversicherung einzahlt, kann am Ende 82.000 Euro mehr einstreichen als bei einem von der Hausbank vermittelten Vertrag. „Da kommen immense Summen zusammen“, erläutert Rauch. Dafür sorgen die eingesparten Provisionen, im Beispielfall rund 4700 Euro. Der große Gewinnsprung resultiert aus dem Zinseszinseffekt.

Unabhängige Honorarberater sind noch eine kleine Minderheit auf dem riesigen Markt für Finanzanlagen. Rauchs Verband zählt 1600 Mitglieder, die sich regelmäßigen Seriositätschecks unterziehen und einem strengen Unabhängigkeitskodex folgen müssen. Dagegen gehen allein 250.000 freie Versicherungsvermittler auf Kundenfang. Deren Agenturen leben von Provisionen. In manch anderen Ländern wie Großbritannien gibt es schon ein Provisionsverbot, das eine bessere Beratungsqualität zum Ziel hat.

Entwicklung hierzulande noch nicht so weit

In Deutschland hat sich die Lobby der Finanzkonzerne erfolgreich dagegen gewehrt. In diesem Sommer tritt zwar ein Honorarberatergesetz in Kraft, das die unabhängige Betreuung fördern soll. Doch dabei sei nur ein halbherziges Modell herausgekommen, kritisiert der Bundesverband der Verbraucherzentralen.

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So wird zwischen Wertpapieranlagen und Versicherungen oder Baufinanzierungen unterschieden. Letztere können ihr Provisionsmodell weiter praktizieren, die unabhängigen Berater dürfen keine Policen oder Baudarlehen empfehlen. „Es müsste für alle Produkte gelten“, so vzbv-Experte Lars Gaschke.

„In Großbritannien merken die Verbraucher, dass die Qualität der Beratung besser wird“, stellt der Bielefelder Vermögensverwalter Marcus Plöger fest. In den kommenden Jahren werden die unabhängigen Berater wohl auch in Deutschland auf dem Vormarsch sein. Denn aufgrund einer europäischen Richtlinie werden jene Anbieter, die bei der Geldanlage auf Provisionen setzen, nach Einschätzung von Experten faktisch aus dem Markt gedrängt. Dann müssen sich auch Banken und Sparkassen neue Geschäftsmodelle einfallen lassen.

Noch steckt die Entwicklung aber in den Kinderschuhen. Anleger können auf der Internetseite des Verbunds Deutscher Honorarberater nach Angeboten in der Nähe suchen: www.verbund-deutscher-honorarberater.de