Essen. . Rund 20 Prozent aller Bankkunden überziehen ihr Girokonto - und zahlen deshalb hohe Dispozinsen. Die Zinsen schwanken der Studie zufolge enorm: Die großen Filialbanken und die Sparkassen der Region kassieren zwischen 8,3 und knapp 13 Prozent Zinsen. Künftig wollen einige Banken ihre Kunden bei Überziehung vor den Zinsen warnen.

Etwa jeder fünfte Bankkunde überzieht sein Girokonto und zahlt damit die von Politikern und Verbraucherschützern als viel zu hoch kritisierten Dispozinsen. Im Jahresdurchschnitt werden diese Konten um 1043 Euro überzogen.

Das ergab eine Umfrage der FMH-Finanzberatung und des Düsseldorfer Finanzexperten Udo Keßler unter 28 Instituten und Geldhäusern unserer Region. Der Studie zufolge wird der Rahmen des Dispokredits aber in den seltensten Fällen überschritten. Nur jeder 25. kommt mit dem Limit, das in der Regel dem dreifachen Nettoeinkommen entspricht, nicht aus – und überschreitet es im Schnitt um 207 Euro.

Die Dispozinsen bei den großen Filialbanken und den hiesigen Sparkassen schwanken der Studie zufolge enorm: von 8,31 Prozent bei der PSD Bank Rhein-Ruhr bis 12,95 Prozent bei der Targobank. Auch unter den Sparkassen gibt es riesige Unterschiede, den höchsten Dispozinssatz verlangt die Sparkasse Duisburg mit 12,65 Prozent, den niedrigsten die Sparkasse Siegen mit 9,01 Prozent. Günstiger sind nur einige reine Onlinebanken.

„Idealerweise wird gleich ein Beratungsgespräch angeboten“

Wer seinen Dispokredit gar überzieht, muss weitere 3 bis 5,5 Prozent (Commerzbank) zahlen. Etwa jedes fünfte Geldhaus verzichtet dagegen auf einen solchen Zuschlag, etwa die PSD Bank Rhein-Ruhr sowie einige Direktbanken.

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In den Streit zwischen Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) und den Geldinstituten um die Belastungen für Kontoinhaber kommt dieser Tage Bewegung. Wie von Maas gefordert, hat nach der Commerzbank auch die ING Diba angekündigt, ihre Kunden zu warnen, wenn sie regelmäßig ihr Konto überziehen. Die Direktbank will ab September auch günstigere Alternativen anbieten. Maas verspricht sich davon mittelfristig sinkende Dispozinsen.

Offenbar wollen nun auch einige Sparkassen nachziehen. Wie der Deutsche Sparkassen- und Giroverband der WAZ sagte, habe man eine technische Plattform dafür geschaffen, mit der die Sparkassen ihre Kunden auf dem Kontoauszug vor zu hohen Überziehungskosten warnen können. „Dabei kann idealerweise auch gleich ein Beratungsgespräch angeboten werden“, hieß es. Allerdings müssten die Sparkassen vor Ort entscheiden, wie sie das handhaben wollen. Eine „Trendumkehr“ gebe es auch bei den Dispo-Überziehungszuschlägen – immer mehr Sparkassen würden sie abschaffen.