Frankfurt/Main. Einer Analyse des Verbraucher-Portals Verivox zufolge zahlen mittlerweile 198 von 635 untersuchten Banken und Sparkassen nicht einmal mehr einen einzigen Cent Zinsen. Wer dort sein Geld anlegt, schenkt es dem Institut, dass das Geld in Form von Krediten mit hohen Gewinnen weiterreichen kann.
Dass Banken und Sparkassen bei Spar-Zinsen knauserig sind, ist keine neue Erkenntnis. Wer sich nicht regt, wird abkassiert – wie jene alte Dame bei der Postbank, die für einen Anlagebetrag von mehr als 12.000 Euro vor zwei Jahren nur unverschämte 0,05 Prozent Zinsen gutgeschrieben bekam. Mittlerweile ist es noch schlimmer: Einer Analyse des Verbraucher-Portals Verivox zufolge zahlen mittlerweile 198 von 635 untersuchten Banken und Sparkassen nicht einmal mehr einen einzigen Cent Zinsen. Wer dort sein Geld anlegt, schenkt es dem Institut, dass das Geld in Form von Krediten mit hohen Gewinnen weiterreichen kann.
Das die Geldhäuser generell nicht viel zahlen können ist angesichts des niedrigen Leitzinses der Europäischen Zentralbank (EZB) von nur noch 0,15 Prozent und des niedrigen Kapitalmarktzinses - bei Bundesanleihen mit fünf Jahren Laufzeit aktuell 0,17 Prozent – durchaus verständlich. Aber dass sie so knauserig sind, ist bemerkenswert. Schließlich verlangen sie bei zehnjährigen Hypotheken mehr als zwei Prozent, bei Ratenkrediten zwischen vier und fünf und bei Autokrediten etwa vier Prozent, wie die Finanzberatung FMH in Frankfurt feststellt.
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Auch Sparkassen und Volksbanken schneiden schlecht ab
Besonders erstaunlich ist das Verhalten von etlichen Sparkassen und Volksbanken, die sich gerne vom Renditestreben der Großbanken abgrenzen und ihre Nähe zur jeweiligen Region und ihr eben nicht nur auf Gewinn ausgerichtetes Wirtschaften herausstellen. Jede dritte Sparkasse und Volksbank bietet der Analyse von Verivox zufolge selbst bei vierstelligen Anlagesummen keine Zinsen. Bei Direktbanken sei es immerhin nur jede fünfte.
Dabei gibt es immer noch gute Angebote, bei denen der Zins über der aktuellen Inflationsrate liegt, so dass auch real noch ein kleiner Gewinn abfällt. 1,20 Prozent für sind zum Teil noch drin und dies in manchen Fällen nicht nur für Neukunden, sondern auch für Bestandskunden, wie etwa bei der Renault Bank Direkt. Wer dort etwa 15.000 Euro als Tagesgeld anlegt, sagt Max Herbst von FMH, statt bei einer Sparkasse, die nur 0,01 Prozent bietet, hat unter dem Strich 180 Euro mehr pro Jahr auf seinem Konto. Nach Angaben der Bundesbank hatten die Bundesbürger Ende April insgesamt 586 Milliarden Euro in Spareinlagen geparkt. Bei einem um ein Prozent niedrigeren Zins verschenken sie so rechnerisch jedes Jahr fast sechs Milliarden Euro.
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Großzügigste Tagesgeldangebote kommen von ausländischen Anbietern
Bundesweit zahlen rund 120 Sparkassen und knapp 70 Volks- und Raiffeisenbanken der Analyse von Verivox zufolge nicht einen einzigen Cent Zins auf ihr Tagesgeld-Konto, darunter auch zahlreiche Geldinstitute aus der Region. Generell ist die Zahl der Banken, die mehr als ein Prozent bieten sehr überschaubar. Sparkassen und Volksbanken sind unter diesen Anbietern ohnehin nicht zu finden. Einzig auffällige Ausnahme: Die Volksbank Göppingen. Sie bietet ein kostenfreies Girokonto ohne eine monatliche Mindesteingangssumme, über das auch alle online getätigten Zahlungen kostenlos sind. Der Clou: Das Girokonto ist zugleich auch ein Tagesgeldkonto, auf dem Guthaben ab 2500 bis 100.000 Euro mit 0,90 Prozent verzinst werden.
Generell stammen die großzügigsten Tagesgeld-Offerten von ausländischen Anbietern aus EU. Aber auch dort sind Einlagen in der Regel mit 100.000 Euro abgesichert, so dass die Kunden mit Anlagebeträgen bis zu dieser Höhe eigentlich kein Risiko eingehen, sagt Herbst. Mit Blick auf die Einlagensicherung ist Niels Nauhauser, Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg vorsichtiger. Es könne sein, dass der Einlagensicherungsfonds in einem Land nicht genügend gefüllt ist.