Essen. Die angeschlagene Warenhauskette Karstadt steht nach dem Eigentümerwechsel vor einer ungewissen Zukunft. Die rund 17.000 Mitarbeiter müssen sich auf Einschnitte gefasst machen. 15 bis 20 unwirtschaftlich arbeitende Filialen sollen mittelfristig geschlossen werden, heißt es in Medienberichten.

Nach der Übernahme des Warenhauskonzerns Karstadt durch den österreichischen Unternehmer René Benko ist eine Debatte über die Zukunft der Filialen entbrannt. 15 bis 20 Warenhäuser sollen mittelfristig geschlossen werden, berichtete die „Süddeutsche Zeitung“ unter Berufung auf Unternehmenskreise der Signa-Gruppe, die Benko gehört.

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Der Deutsche Städtetag warnte am Wochenende vor der Schließung von Karstadt-Filialen. „Warenhäuser tragen zu lebendigen Innenstädten bei, ziehen Käufer an und nutzen auch dem Einzelhandel in ihrem Umfeld“, sagte Hauptgeschäftsführer Stephan Articus. In der Vergangenheit habe sich gezeigt: „Wo Warenhäuser schließen müssen, sinken oft auch die Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe und kann ein Stück Lebensqualität der Bevölkerung verloren gehen“, so Articus.

15 bis 20 Flialen könnten geschöossen werden

Mehr als 20 der 83 klassischen Karstadt-Filialen arbeiten unwirtschaftlich. Das hatte Aufsichtsratschef Thomas Fanderl bereits im Frühjahr erklärt. Dazu zählen nach Einschätzung von Experten auch die Standorte Bottrop, Recklinghausen, Siegen und Iserlohn. Der ehemalige Rewe-Manager gilt auch als Kandidat für den Chefsessel bei Karstadt.

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Die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet mit Berufung auf das Umfeld von Benko, dass mittelfristig 15 bis 20 Filialen geschlossen werden sollen. Zuvor solle allerdings noch einmal die Rentabilität eines jeden Warenhauses auf den Prüfstand kommen. Benko plane ein langfristiges Engagement bei Karstadt über zehn Jahre oder mehr. Er wolle in die Standorte investieren, schreibt die „Süddeutsche Zeitung“ und die Warenhäuser mit Markenshops in kleine Einkaufscenter umwandeln. In Duisburg, Essen und Mülheim dürfte die Strategie schwer umsetzbar sein. Dort ist Karstadt jeweils selbst Mieter in Shopping-Malls.

Berggruen räumt Fehler ein

Ob ein Sanierungskonzept bereits auf der Tagesordnung für die am Donnerstag geplante Aufsichtsratssitzung steht, gilt als offen. Ein baldiges Signal des neuen Eigentümers scheint allerdings nötig. Denn nach Medienberichten werden die Karstadt-Lieferanten allmählich unruhig, zumal das wichtige Weihnachtsgeschäft bevor steht.

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In einem Interview mit der „Bild“-Zeitung übt der bisherige Eigentümer Nicolas Berggruen Selbstkritik. Der britische Geschäftsführer Andrew Jennings, den Berggruen nach Essen geholt hatte, habe beim Umbau des Karstadt-Sortiments zu wenig die deutsche Kultur und Einkaufsmöglichkeiten berücksichtigt. „Diesen Fehler kreiden wir uns an“, so Berggruen. Der Milliardär weist aber den Vorwurf zurück, nicht in Karstadt investiert zu haben. Seit 2010 seien 400 Millionen Euro in den Konzern geflossen.