Essen. Mit 17 schmiss er die Schule, heute ist René Benko einer der wohlhabendsten Österreicher. Der 37 Jahre alte Unternehmer hat eine Blitzkarriere hingelegt. Jetzt soll Karstadt-Eigentümer Berggruen den österreichischen Investor zur Hilfe gerufen haben

Der einst so stolze Essener Warenhauskonzern Karstadt hat keine guten Erfahrungen gemacht mit seinen Milliardären an der Spitze: Die Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz steckte ihr Privatvermögen in das Unternehmen und konnte die Insolvenz 2009 doch nicht mehr abwenden. Nicolas Berggruen übernahm das Geschäft als Hoffnungsträger und mit großen Versprechungen. Doch auch er enttäuschte und will Karstadt nun so schnell wie möglich wieder loswerden.

Jetzt soll es René Benko richten, der seinen Reichtum der Entwicklung von Luxusimmobilien zu verdanken hat. Bei Karstadt erwarten ihn Warenhäuser wie in Bottrop und Recklinghausen, die sich nach Investitionen sehnen.

In Österreich exzellent vernetzt

Ob Benko den „Hilferuf“ von Berggruen erhören wird, wie er es in einem Interview nannte, ist freilich nicht bekannt. Der 37-Jährige weilt im Urlaub. Auch von seiner Tiroler Signa-Gruppe ist kein Kommentar zu erhalten. Und so bleibt vieles spekulativ – wie so oft im glitzernden Leben des Unternehmers, der in seiner österreichischen Heimat exzellent vernetzt ist. Im Beirat seiner Signa-Gruppe sitzen der ehemalige Wiener Bundeskanzler Alfred Gusenbauer, der Unternehmensberater Roland Berger, der griechische Reederei-Mogul George Economou und Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking.

Seit seiner Gründung hat das Unternehmen nach eigenen Angaben im Internet mehr als sechs Milliarden Euro in die Entwicklung von Luxusimmobilien und Einkaufspalästen investiert. Darunter das Chalet N im Vorarlberger Skiparadies Lech. In das pompöse Anwesen soll Benko 40 Millionen Euro gesteckt haben. Eine Suite kostet pro Woche 275 000 Euro.

Woher nimmt er das Geld?

Es wird viel darüber gerätselt, woher Benko das Geld nimmt. Immer wieder tauchen die Namen von Investoren wie Torsten Toeller (Fressnapf) und Beny Steinmetz (ein israelischer Diamantenhändler) auf. „Geld kommt, wenn man Erfolg hat“, sagte Benko einmal. „Wer Geld anstrebt, wird es aber nie zu einem großen Vermögen bringen.“

In einem atemberaubenden Tempo hat es der Sohn eines Kommunalbeamten und einer Erzieherin unter die 50 reichsten Österreicher geschafft. Mit 17 ging René Benko von der Schule ab und startete in seiner Heimatstadt Innsbruck seine Karriere als Unternehmer. Er baute Dachböden sanierungsbedürftiger Häuser aus und verkaufte sie. Er gründete eine Bauträgerfirma. Aus dem Ein-Mann-Betrieb ist inzwischen eine Unternehmensgruppe entstanden.

InsolvenzEr beeindruckt gerne mit dem Privatjet

Benko ist in zweiter Ehe mit seiner Frau Nathalie verheiratet. Er hat zwei Kinder. Er fährt auf schnelle Autos ab und versucht, Kunden zu beeindrucken, indem er mit dem Privatjet oder dem Helikopter zu Verhandlungen anreist.

Längst hat Benko geschäftlich die engen Grenzen des Alpenlandes verlassen und tummelt sich vor allem auch in Deutschland. Für die Warenhauskette Kaufhof hat er Ende 2011 vergeblich ein Angebot vorgelegt, weil die Konzernmutter Metro die Verkaufsabsichten dann doch auf Eis legte. Bei Karstadt kam er dann zum Zuge. Inzwischen gehören ihm 75 Prozent der Anteile an den Luxus-Kaufhäusern KaDeWe in Berlin, Oberpollinger in München und Alsterhaus in Hamburg sowie 28 Sportfilialen.

20 Filialen mit roten Zahlen

Nun greift er offenbar auch nach den 83 Warenhäusern, die seit Jahren in der Krise stecken und unter dem Strich rote Zahlen schreiben. Mehr als 20 arbeiten nach Karstadt-Angaben unwirtschaftlich. Es wird immer wieder spekuliert, dass Benko diese meist großflächigen Standorte in kleine Einkaufscenter mit mehreren Shops verwandeln will. Ein Geschäft, von dem Benko etwas versteht.

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Sollte der Deal klappen, bekommt es Benko bei Karstadt mit einem kampferprobten Betriebsrat und einer streitbaren Gewerkschaft Verdi zu tun. Im Februar hatte er ein Gespräch mit Ar­beitnehmervertretern platzen lassen. Gestern stellte Verdi klar: „Wir fordern, dass wer auch immer Karstadt künftig besitzt, ein nachhaltiges Konzept vorlegt, das die Standorte und die Arbeitsplätze sichert.“ Das funktioniere nur mit Investitionen.