Essen. Es ist bestätigt: Nicolas Berggruen wird den kriselnden Karstadt-Konzern an den Österreicher René Benko übergeben. Schon zu Beginn der kommenden Woche wird der Wechsel vollzogen.

Der österreichische Immobilieninvestor René Benko wird neuer Karstadt-Eigentümer. Der Investor werde die angeschlagene Karstadt Warenhaus GmbH mit ihren 83 Filialen bereits zu Beginn der kommenden Woche vom bisherigen Eigentümer Nicolas Berggruen übernehmen, teilten Benkos Signa-Holding und Berggruen am Freitag mit.

Berggruen, der Karstadt 2010 für den symbolischen Preis von einem Euro aus der Insolvenz übernommen hatte, wird sich demnach komplett aus dem Unternehmen zurückziehen. "Wir machen den Weg frei für einen Neuanfang", wird Berggruen in einer Mitteilung zitiert.

Taktische Erwägungen bestimmen die Informationspolitik

In den vergangenen Tagen hatten sich bereits die Gerüchte über einen Eigentümerwechsel bei Karstadt überschlagen. Berggruen habe ihn zur Hilfe gerufen, zitierte das österreichische Wirtschaftsmagazin "Format" Immobilien-Investor Benko. Eine endgültige Entscheidung sei aber noch nicht gefallen, hieß es da allerdings noch. Und aus den Beteiligtenkreisen kamen gegensätzliche Signale über den Stand der Dinge.

"Benko geht es um die Immobilien"

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Tatsächlich stellt sich die Frage, warum Benko angesichts der anhaltend roten Zahlen überhaupt eine Übernahme der kompletten Warenhauskette wagen sollte. Allerdings gehört seiner Signa-Gruppe bereits die Mehrheit an den Karstadt-Sporthäusern und den Premium-Häusern. Außerdem besitzt er bereits zahlreiche Karstadt-Immobilien. "Benko muss abwägen, ob es für ihn sinnvoll ist, das Risiko einzugehen, bei Karstadt einzusteigen, um seine bisherigen Investitionen zu schützen", meinte etwa der Handelsexperte Thomas Roeb von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.

Branchenkenner sind sich einig, dass ein Einstieg von Benko für Karstadt gravierende Änderungen mit sich bringen würde. "Benko geht es um die Immobilien. Er ist bestimmt nicht daran interessiert, langfristig ein Warenhaus zu betreiben", meinte etwa der Handelsexperte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein.

Karstadt-Beschäftigte zum Zusehen verdammt

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Roeb ist überzeugt, Benko habe kein Problem Geld in die Hand zu nehmen, um seine Ideen zu verwirklichen. "Das muss aber nicht unbedingt die Weiterexistenz von Karstadt als klassisches Warenhaus, wie wir es kennen, bedeuten. Am Ende wäre vielleicht das Karstadt-Schild weg, aber Einkaufsstätten und Arbeitsplätze wären noch da", sagt er.

Die 17 000 Karstadt-Beschäftigten können bei dem Poker um ihre Zukunft zurzeit nur zusehen. "Wir sitzen ja nicht mit am Verhandlungstisch. Wir warten ab, in welche Richtung sich das entwickelt", sagt der Karstadt-Betriebsratsvorsitzende Hellmut Patzelt. Unabhängig vom Namen des Eigentümers halte die Belegschaft aber an ihrer Forderung nach Standort- und Arbeitsplatzgarantien für alle Beschäftigen fest. (dpa)