Berlin. Das Ringen um die Zukunft des Autobauers Opel geht weiter. Heute könnte der Mutterkonzern General Motors eine Empfehlung abgeben, wer den Krisen-Konzern übernehmen soll. Merkel hat erneut ihre Vorliebe für Magna bekräftigt. Doch auch der belgische Finanzinvestor RHJ ist noch im Rennen.

Im Übernahmepoker um Opel könnte bald eine Vorentscheidung fallen. Am heutigen Freitag berät der GM-Verwaltungsrat. Aus Verhandlungskreisen hieß es, es werde zwar keine definitive Entscheidung vor nächster Woche erwartet. Es sei aber möglich, dass der Verwaltungsrat schon heute eine Empfehlung abgibt. Bundeskanzlerin Angela Merkel bekräftigte unterdessen die Position der Bundesregierung. «Unsere Präferenz liegt eindeutig bei Magna. Magna hat Erfahrungen im Automobilbau und das bessere Konzept», sagte Merkel in einem Interview der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung».

Neben dem kanadisch-österreichischen Autozulieferer Magna ist der belgische Finanzinvestor RHJ im Rennen, der bisher von GM favorisiert wird. Merkel sagte, sie sehe die Chancen für RHJ sehr kritisch. «Wir müssen zusammen mit GM eine gemeinsame Lösung finden», fügte sie aber hinzu. Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg sagte der «Financial Times Deutschland», ob es bereits am heutigen Freitag eine Entscheidung gebe, sei «Sache von GM». Er erwarte aber eine «Grundeinschätzung».

RHJ will weiter mit GM kooperieren

Arbeiter auf dem Weg zur Mittagsschicht im Bochumer Opel-Werk. Foto: ap
Arbeiter auf dem Weg zur Mittagsschicht im Bochumer Opel-Werk. Foto: ap © AP

Der vom Österreicher Frank Stronach gegründete Zulieferer Magna ist mit der russischen Sberbank und dem russischen Autohersteller GAZ im Bunde. Das Konsortium will 55 Prozent an Opel übernehmen. 10 Prozent sind für die Opel-Mitarbeiter vorgesehen. Magna will europaweit etwa 10.560 Stellen abbauen, in den deutschen Opel-Werken sollen 3.045 Jobs gestrichen werden. Dazu kämen voraussichtlich weitere Stellen in Verwaltung und Vertrieb. Magna will das belgische Opel-Werk in Antwerpen 2010 schließen. Das Werk im englischen Luton würde 2013 dichtgemacht. Magna setzt auf 4,5 Milliarden Euro Staatsbürgschaften.

Der belgische Finanzinvestor RHJ hat seine Ansprüche auf staatliche Garantien auf mittlerweile weniger als 3 Milliarden Euro heruntergeschraubt. Der Finanzinvestor will nach einem am 15. Juli vorgelegten Plan europaweit rund 9.900 Stellen abbauen, davon schätzungsweise die Hälfte in Deutschland. Im Gegensatz zu Magna setzt RHJ auf eine Fortsetzung der engen Kooperation zwischen Opel und General Motors.

Deutschland will Kredit zunächst allein stemmen

Deutschland will den staatlich garantierten Kredit von 4,5 Milliarden Euro für Magna zunächst komplett allein stemmen, um langwierige Verhandlungen in Europa zu vermeiden. Erst später solle die Last der Staatskredite mit den anderen europäischen Opel-Ländern darunter Großbritannien, Spanien, Polen und Belgien geteilt werden, hatte Wirtschaftsstaatssekretär Jochen Homann gesagt. Opel und die britische Schwestermarke Vauxhall beschäftigen in Europa 50.000 Mitarbeiter, davon rund die Hälfte in Deutschland.

Regierungssprecher Ulrich Wilhelm betonte aber auch, die Bundesregierung stehe weiterhin in engem Kontakt mit den Regierungen in anderen europäischen Opel-Ländern «Es gilt unverändert, dass wir an einer gemeinsamen Lösung arbeiten und auch die Bürgschaften und Garantien am Ende gemeinsam tragen wollen.» (ap)