Essen. Der Energiekonzern RWE hat im vergangenen Jahr einen Nettoverlust von 2,8 Milliarden Euro verbucht. Das teilte das Unternehmen am Dienstag in Essen mit. Grund seien vor allem Verluste im Kraftwerksgeschäft. Greenpeace hält RWE vor, sich durch eigene Fehler zum Energie-Dinosaurier gemacht zu haben.
Ein Einbruch in der konventionellen Stromerzeugung hat den zweitgrößten deutschen Energieversorger RWE erstmals seit über 60 Jahren tief in die roten Zahlen gedrückt. Nach der am Dienstag in Essen präsentierten Bilanz stürzte das Nettoergebnis auf minus 2,8 Milliarden Euro ab. Im Vorjahr hatte RWE noch 1,3 Milliarden Euro verdient. Grund für den hohen Verlust waren Abschreibungen in Höhe von 4,8 Milliarden Euro vor allem auf konventionelle Kraftwerke. "Unsere Kraftwerke werden in den kommenden Jahren noch weniger verdienen, als wir befürchtet hatten", erklärte Vorstandschef Peter Terium am Dienstag bei der Vorlage der Geschäftszahlen für 2013.
Das um Abschreibungen bereinigte nachhaltige Nettoergebnis gab leicht von knapp 2,5 auf 2,3 Milliarden Euro nach. RWE will seine Dividende für 2013 auf einen Euro halbieren und fährt unter Konzernchef Peter Terium einen harten Sparkurs. Die Zahl der Vollzeitstellen ging im vergangenen Jahr um knapp 3900 auf 66 300 zurück.
RWE will auch 2014 Kraftwerke stilllegen
Das Betriebsergebnis in der konventionellen Stromerzeugung sank um 58 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro - auch weil RWE 2013 für CO2-Zertifikate Geld zahlen musste. Die gesamte Stromerzeugung des Konzerns ging um fünf Prozent auf 217 Milliarden Kilowattstunden zurück. RWE hat bereits mehrere Kohlekraftwerke wegen mangelnder Rentabilität vom Netz genommen.
Den Energie-Versorgern machen die Konkurrenz durch den Ökostrom und die gefallenen Großhandelpreise zu schaffen. Wegen des Vorrangs von Strom aus Wind oder Sonne müssen sie in Deutschland ihre Kohle- und Gaskraftwerke immer häufiger zurückfahren. Im vergangenen Jahr schrieb RWE auf seine Kohle- und Gaskraftwerke fast fünf Milliarden Euro ab. Der Konzern legt wie auch Eon reihenweise Anlagen ganz oder vorübergehend still. Terium kündigte an, dass noch weitere Kraftwerke hinzukommen könnten. "Entscheidend ist, wie erfolgreich wir dabei sind, defizitäre Anlagen wieder wirtschaftlich zu machen." Es gebe noch einige Anlagen, die ihre Betriebskosten nicht deckten.
Greenpeace gibt RWE Schuld an Milliarden-Verlusten
RWE-Chef Terium plädiert wie viele Branchenvertreter für einen Kapazitätsmarkt, also Zahlungen an die Versorger für das Vorhalten von Kohle- und Gasstrom. Das sei keine Subvention, betonte Terium: "Die Feuerwehr wird ja auch nicht nur dann bezahlt, wenn sie einen Brand löscht."
Die hohen Verluste des Versorgers RWE wegen milliardenschwerer Abschreibungen auf Gas- und Kohlekraftwerke sind aus Sicht der Umweltschutzorganisation Greenpeace selbst verschuldet. "Durch eigene Fehler hat sich RWE zum Dinosaurier der Energiebranche gemacht. Die Essener verschliefen schlicht den Erfolg der erneuerbaren Energien", erklärte ein Greenpeace-Sprecher am Dienstag. Statt in den Wachstumsmarkt Energiewende einzusteigen, habe RWE immer neue Milliarden in fossile Kraftwerke gesteckt und sitze heute auf unrentablen Überkapazitäten. Neben Abschreibungen auf Kohlekraftwerke seien künftig auch Abschreibungen auf die RWE-Braunkohlekraftwerke nötig, forderte der Sprecher. Denn auch Braunkohlestrom werde durch die Energiewende zunehmend überflüssig.
RWE hofft für 2014, das Ergebnis leicht zu verbessern
Beim angestrebten Verkauf der Ölfördertochter Dea - einem wichtigen Schritt zur Reduzierung der Schuldenlast - gibt sich das Unternehmen vorsichtig: Die Trennung ist in der Prognose für 2014 nicht enthalten. RWE-Chef Peter Terium sagt im Geschäftsbericht, dass ein Verkauf in diesem Jahr ein "realistisches Ziel" sei. Es komme aber auf den angebotenen Preis an, schränkt er ein.
Die Ziele für 2014 bleiben bestehen. Demnach soll das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) 7,6 bis 8,1 Milliarden Euro erreichen und ein betriebliches Ergebnis von 4,5 bis 4,9 Milliarden Euro erzielt werden. Das nachhaltige Nettoergebnis sollte bei 1,3 bis 1,5 Milliarden Euro liegen. (dpa/rtr)