Essen. . Steigt durch den Milliardenverlust bei RWE der Strompreis? Der Energieriese beteuert, keine Preiserhöhung zu planen. Aber Energieexperte Udo Sieverding von der Verbraucherzentrale fürchtet Belastungen von anderer Seite — falls sich die Politik jetzt unter Druck setzen lässt.

Welche Folgen hat der Milliarden-Verlust von RWE auf den Strompreis? Immerhin will sich der Essener Energieriese künftig wieder mehr auf Privatkunden konzentrieren. Das Kraftwerks-Geschäft wirft nicht mehr genug ab und hatte dem Unternehmen den ersten Verlust seit 60 Jahren beschert.

Den Verlust könne RWE nicht auf die Privatkunden umlegen, meint Udo Sieverding, Energieexperte der Verbraucherzentrale NRW: "RWE kann den Strompreis nicht noch weiter hochschrauben — dann rennen auch die letzten Kunden weg." Schon jetzt sei das Essener Unternehmen einer der teuersten Grundversorger in NRW. Verivox, check24, preisvergleich.de — alle Vergleichsportale listen Dutzende Anbieter mit Rang und Namen, die billiger sind als RWE.

Im Online-Portal der Verbraucherzentrale wird das Preisniveau deutlich: Auf einer interaktiven Strompreis-Karte von NRW sind alle Kommunen tiefrot eingefärbt, in denen RWE Grundversorger ist.

Weitere Erhöhungen seien zum jetzigen Zeitpunkt nicht geplant, bestätigt Klaus Schultebraucks, Sprecher der RWE-Vertriebs-AG. Die letzte Strompreiserhöhung habe es Anfang 2013 gegeben.

Strompreis-Erhöhung über die Politik

Dennoch warnt Sieverding vor einer Preiserhöhung durch die Hintertür: "Die Politik darf jetzt nicht in Hysterie verfallen, die zu höheren Kosten für den Endverbraucher führt." Denn auf der Bilanzpressekonferenz hatte RWE-Chef Peter Terium am Dienstag finanzielle Hilfe aus Berlin gefordert. Und nach RWE werde in ein paar Tagen wohl auch E.On eine ähnlich miese Bilanz vorlegen, vermutet Sieverding.

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"Versorgungssicherheit muss einen Preis bekommen", hatte RWE-Chef Terium gefordert. Heißt im Klartext: Die Stromkonzerne wollen, dass Stromkunden auch für die bloße Bereitstellung von Kraftwerkskapazität zahlen — damit "schlafende" Kohle- oder Gaskraftwerke bei zu wenig Wind oder Sonne spontan ans Netz gehen können.

Für Verbraucherschützer Sieverding bleibt die spannende Frage: "Wie sehr lässt sich die Politik jetzt davon beeindrucken?" Denn die Entwicklung der letzten Jahre sei absehbar gewesen. "Selbstverständlich brauchen wir große Konzerne, die die Versorgungssicherheit gewährleisten", meint er. Wichtiger als blanker Aktionismus sei aber eine Diskussion darüber, wie sich diese Sicherheit effizient finanzieren lässt, ohne alles auf den Endkunden umzulegen.

Strompreis wird allenfalls stagnieren — oder steigt

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Eins stehe jedenfalls fest, so Sieverding: Wenn der Ökostrom-Anteil weiter steigen soll, wird der Strompreis sicher nicht sinken — allenfalls stagnieren. Schon jetzt rate die Verbraucherzentrale jedem Stomkunden, die Preise zu vergleichen und gegebenefalls den Anbieter zu wechseln.

Schon jetzt bezögen nur noch 36 Prozent der Privatkunden ihren Strom beim Grundversorger, so Sieverding. Der Rest sei längst von den heimischen Stadtwerken (oder eben von RWE) zu einem preiswerteren Anbieter gewechselt. Tendenz steigend.