Mülheim. Mit der SWB bezieht auch das zweite große Wohnungsunternehmen seit Januar keinen Strom mehr vom einstigen Marktmonopolisten RWE. Damit nicht genug: Zum Jahresende laufen die Lieferverträge der Stadt aus, die wegen der hohen Strompreise ebenfalls einen Anbieterwechsel erwägt.

Dem Stromkonzern RWE, einst Monopolist in Mülheim, gehen die Großkunden von der Stange. Neben den zwei großen Mülheimer Wohnungsunternehmen SWB und MWB wird auch die Stadt am Jahresende mit spitzem Bleistift rechnen: Für eine Vielzahl ihrer Immobilien läuft dann der Stromliefervertrag mit RWE aus. Der Auftrag wird neu ausgeschrieben.

Zum Jahreswechsel hat die SWB tabula rasa gemacht und dem langjährigen Stromlieferanten RWE den Rücken gekehrt. Den Allgemeinstrom für ihre 1145 Immobilien im Stadtgebiet bezieht die Wohnungsgesellschaft seitdem vom heimischen Energiedienstleister Medl. Der Grund für den Wechsel ist simpel: Bei der Medl sind die Konditionen einfach deutlich günstiger.

RWE ist der SWB, die bisher beim Essener Konzern den Klassik-Tarif gebucht hatte, zu teuer. Und nicht nur das. Unternehmenssprecherin Christina Heine nennt weitere Vorteile, die mit dem Anbieterwechsel verbunden sind. So habe RWE nie pro Betriebsjahr abgerechnet, sondern mal zu diesem, mal zu jenem Zeitpunkt. Die Medl rechne für ein Jahr ab – das erleichtere die Betriebskostenabrechnung. Darüber hinaus werde nun automatisch abgebucht, beim RWE habe SWB noch alle Rechnungen einzeln verbuchen müssen.

Stadt wird europaweit ausschreiben

Der Mülheimer Wohnungsbau, Eigentümer von rund 4650 Wohneinheiten in rund 850 Häusern, hat bereits vor circa zwei Jahren den Liefervertrag für Allgemeinstrom beim RWE gekündigt. „Wir überprüfen regelmäßig die Konditionen“, so Geschäftsführer Jürgen Steinmetz. „Bei einer Ausschreibung wollen wir für unsere Mieter natürlich das Optimum rausholen, schließlich sind die Mietnebenkosten heute nicht mehr unerheblich.“ Für die Preispolitik von RWE, trotz Wettbewerb in Mülheim weiter Höchstpreise aufzurufen, hat Steinmetz kein Verständnis. „Das ist nicht nachvollziehbar, wenn man sieht, dass es andere günstiger können.“

Am Jahresende nun droht RWE mit der Stadt einen weiteren Großkunden in Mülheim zu verlieren. Der Immobilienservice bezieht den Strom für die städtischen Immobilien heute nach eigenen Angaben noch zu 20% vom RWE, 80 % liefert die Medl. Beim RWE kauft die Stadt derzeit jährlich rund 6 Mio. Kilowattstunden Strom ein, zu welchen (Sonder-)Konditionen, will die Stadt mit Hinweis auf die laufenden Verträge und das Betriebsgeheimnis nicht sagen. Im Wettbewerb aber wird sich RWE strecken müssen, um für das neue Jahr einen Anschlussvertrag zu ergattern. Die Stadt wird die Stromlieferung europaweit ausschreiben.