Essen. . Bei der Vergabe der Konzession für das Stromnetz setzt die Stadt Essen wohl weiter auf den Energieversorger RWE – vieles spricht dafür, dass der Rat der Stadt dies am Mittwoch so beschließen wird. Die Initiative Energienetz Rheinruhr übt Kritik an dem Deal und wundert sich über RWE-Sponsoring.

Der neue Betreiber des Essener Stromnetzes wird der alte sein: Der Zuschlag geht an den Energiekonzern RWE. Soviel darf als sicher gelten, wenn der Stadtrat am Mittwoch zu später Stunde in nichtöffentlicher Sitzung über die Vergabe des Konzessionsvertrages entscheidet. Alles andere wäre eine faustdicke Überraschung. Eine, auf die nichts hindeutet. Das weiß auch Rolf Schwermer von der Initiative Energienetz Rheinruhr.

Gerne hätte auch seine Initiative bei der Ausschreibung der Stadt ihren Hut in den Ring geworfen, getreu dem eigenen Motto folgend „Das Stromnetz gehört in Bürgerhand“. Eine reale Chance hatte die Bürgergenossenschaft nicht, bedauert Schwermer. Dafür sei schon die Ausschreibungsfrist von vier Monaten zu kurz gewesen.

Ganze zwei Bewerbungen gingen letztlich ein: Neben dem Energieversorger vom Opernplatz bemühten sich auch die Stadtwerke Essen um die Konzession für den Netzbetrieb.

RWE sei zeitnah zur Ausschreibung diverse Mals als Sponsor aufgetreten

Dass RWE das Essener Netz mindestens bis 2025 betreiben (und ausbauen) wird, überrascht Schwermer nicht. Augenscheinlich habe sich der Energieversorger intensiv um den Zuschlag bemüht, meint der Aktivist mit süffisantem Unterton. Schwermer nennt es auffällig, dass RWE zeitnah zur Ausschreibung diverse Male als Sponsor aufgetreten sei: Ob Thermografie-Aufnahmen aus der Luft, ob neue Laternen für den Grugapark oder der Umweltpreis - es profitierten die Stadt und ihre Bürger. Zufall?

Aus solchem Stoff sind Verschwörungstheorien gestrickt. Selbst auf Seiten der Grünen, die dem RWE-Konzern eher kritisch gegenüber stehen, hält man es für abwegig, dass da ein Zusammenhang bestehen könnte zwischen Sponsorleistungen und Konzessionsvertrag. RWE habe schlichtweg das bessere Angebot vorgelegt, heißt es.

Stadt Essen ist auf vielfältige Weise mit RWE verbunden

Unstrittig ist, dass die Stadt auf vielfältige Weise mit RWE verbunden ist. Die Stadt ist Großaktionär. RWE ist Arbeitgeber und Gewerbesteuerzahler, auch wenn die Steuerquelle schon üppiger sprudelte als wie in Zeiten wie diesen, in denen die Konzerne mit Energiewende ringen.

Der Stromkonzessionsvertrag verspricht RWE über Jahre satte Renditen in Millionenhöhe. Ohne Zweifel ist die Konzession am Konzernsitz Essen für den Versorger auch eine Prestigefrage. Warum nur zwei Bewerber ins Rennen gingen, bleibt Spekulation. Die großen Stromanbieter haben den Energiemarkt untereinander aufgeteilt, beklagen Kritiker.

Immerhin soll erst das respektable Angebot der Stadtwerke RWE bewogen haben, der Stadt anzubieten, die gemeinsame Tochtergesellschaft Stadtwerke Essen mit ins Boot zu holen, etwa über die Gründung einer gemeinsamen Netzbetriebsgesellschaft. Möglichst schnell sollten Nägel mit Köpfen gemacht werden, fordert Schwermer und weiß sich zumindest in dieser Frage mit der Politik einig.