Köln. . Ja, sagt der Autoclub, es gibt Prämien für die gelben Engel. Aber die Zulagen für den Batterie-Austausch machten nur einen Bruchteil des Gesamtgehaltes aus. Unterdessen gibt es neue Unruhe um ein Geschäft des ADAC in NRW mit einem hochrangigen Funktionär des Clubs.
Der ADAC hat nach Medienberichten über angebliche Mitarbeiter-Boni für den Austausch von Batterien bei Autopannen sein Prämiensystem für Pannenhelfer verteidigt. Für die Mitarbeiter der Straßenwacht gebe es zwar eine Leistungsprämie aus mehreren Bausteinen, erklärte eine Sprecherin des Autoclubs am Samstag. Der alleinige Austausch der Batterie sei aber nur ein Bestandteil der Prämie und mache "nur ein Bruchteil des Gesamtgehalts" aus.
"Konkret heißt das, dass es keine Prämie pro Batterie gibt", erklärte die Sprecherin. Auch eine zusätzliche Leistungsprämie bei der Überschreitung einer bestimmten Anzahl ausgetauschter Batterien sei nicht vorgesehen. Die Leistungsprämie solle nur eine zusätzliche Motivation sein, um bestmögliche Qualität bei der Pannenhilfe zu gewährleisten. Am Bruttogehalt der Pannenhelfer habe die Leistungsprämie nur einen Anteil im mittleren einstelligen Prozentbereich. Der ADAC selbst erziele keinen Gewinn mit dem Austausch der Batterien.
2012 rund 165.000 Batterien ausgewechselt
Laut ADAC wechselten die Pannenhelfer im Jahr 2012 rund 165.000 Batterien. Bei etwa sechs Prozent aller geleisteten Einsätze seien Batterien ausgetauscht worden. Bei knapp einem Viertel aller Batteriepannen (24 Prozent) habe der ADAC-Pannenhelfer die alte Batterie durch eine neue ersetzt. Zahlen für das vergangene Jahr lagen demnach noch nicht vor.
Nach Berichten der "Süddeutschen Zeitung" (Samstagsausgabe) und des NDR-Magazins "Panorama" gaben Pannenhelfer an, es gebe Druck vom ADAC, möglichst viele Batterien zu verkaufen. Ein früherer Mitarbeiter erklärte demnach, Autofahrern würden Batterien angedreht, die sie nicht brauchten oder anderswo günstiger kaufen könnten.
Wechsel soll Mitgliedern Zeit und Mühe ersparen
Die Sprecherin des Autoclubs erklärte, mit seinem Angebot eines sofortigen Batteriewechsels erspare der ADAC seinen Mitgliedern bei einer Panne zusätzlichen Zeitaufwand. Die Batterie müsse nicht zu einem späteren Zeitpunkt besorgt und eingebaut werden. Der Preis für eine vom ADAC angebotene Batterie bewege sich je nach Größe zwischen 109 und 209 Euro. Die Batterien seien zudem "hochwertig", weil speziell für die ADAC-Pannenhilfe bestimmt, und auf dem freien Markt nicht erhältlich. Der "Süddeutschen Zeitung" zufolge lässt der ADAC von der Firma Varta eigene Batterien für die Pannenhilfe herstellen.
Vor dem Austausch werde die alte Batterie mit einem Testgerät überprüft, erklärte die ADAC-Sprecherin. Anhand der Prüfergebnisse werde das ADAC-Mitglied beraten, das Messprotokoll dem Autofahrer übergeben. Außerdem sorge der Verein für die kostenlose Entsorgung der Altbatterie. Mit Stichproben werde zudem geprüft, ob die getauschten Batterien tatsächlich defekt seien.
ADAC Nordrhein schließt Geschäft mit ADAC-Funktionär ab
Unterdessen wurde bekannt, dass der ADAC in Nordrhein-Westfalen 2009 ein größeres Geschäft mit der Firma eines ranghohen Club-Funktionärs abgeschlossen hat. Eine Sprecherin des ADAC Nordrhein bestätigte am Samstag den Sachverhalt, von dem die "Süddeutschen Zeitung" berichtet hatte. Das Geschäft sei aber völlig einwandfrei gewesen, versicherte sie. Demnach hatte der von ADAC-Präsident Peter Meyer geleitete Regionalverband dem Unternehmen eines Vorstandskollegen 200 000 Euro "Werbekostenzuschuss" für ein Fernsehstudio am Nürburgring gezahlt.
Das Unternehmen produziert unter anderem Fernsehbilder von Sportereignissen. Meyers ADAC-Kollege Peter Geishecker saß bei der Muttergesellschaft Wige Media AG damals im Vorstand, er war zudem Großaktionär. Als Gegenleistung wurde für den Autoclub an der Eifelstrecke geworben. Wegen der späteren Pleite der Rennstrecke wurde schließlich die Hälfte der Summe an den ADAC zurückgezahlt.
Sprecherin betont: Alles korrekt abgelaufen
ADAC-Sprecherin Jacqueline Grünewald betonte, dass es aus Sicht des Clubs ein korrektes Geschäft gewesen sei. "Es war alles klar geregelt und ist durch alle Gremien beim ADAC gegangen", betonte sie. Nach der Insolvenz des Nürburgrings seien nur 100 000 Euro und nicht die ganze Summe zurückgezahlt worden, weil zuvor die vereinbarte Leistung, die Fernsehübertragungen und die Werbung, erbracht worden sei.
Geishecker sagte der SZ, es sei alles "sauber getrennt" gewesen. Die Leistungen von Wige für den ADAC Nordrhein seien deutlich mehr wert gewesen als die vereinbarte Summe. Hätte der ADAC nicht die Werberechte gekauft, dann hätte man diese an einen anderen Interessenten vergeben, betonte Geishecker.
Der ADAC steht derzeit wegen immer neuer Enthüllungen in der Kritik. Die Debatte begann damit, dass der Club Manipulationen bei der Wahl zum "Lieblingsauto der Deutschen" einräumen musste. Später bestätigte der ADAC unter anderem auch die Nutzung von vereinseigenen Rettungshubschraubern für Dienstreisen des Präsidiums.(afp/dpa)