Berlin. Die Deutsche Bahn muss laut einem Magazinbericht deutliche Abstriche bei den Zielen für 2014 vornehmen. Grund dafür sei die schwache Konjunktur. Für einen möglichen Wechsel von Ex-Kanzleramtsminister Pofalla sollen von Union und SPD hinter den Kulissen schon die Weichen gestellt werden.

Die Deutsche Bahn muss einem Medienbericht zufolge ihre internen Gewinn- und Umsatzerwartungen im laufenden Jahr deutlich nach unten korrigieren. Nach Informationen der "Wirtschaftswoche" sieht die Budgetplanung für 2014 eine drastische Reduktion der bisherigen Wachstumspläne vor. Das Magazin "Focus" schreibt, Union und SPD loteten unterdessen einen neuen Weg für den möglichen Wechsel von Ex-Kanzleramtsminister Ronald Pofalla (CDU) in den Vorstand des bundeseigenen Unternehmens aus.

Wie die "Wirtschaftswoche" am Samstag vorab berichtete, soll der zunächst auf 2,4 Milliarden Euro bezifferte angepeilte Gewinn vor Zinsen und Steuern der Bahn 2014 um eine Milliarde Euro geringer ausfallen. Der Umsatz des Konzerns dürfte den Recherchen zufolge von 45,4 auf 41,5 Milliarden Euro ebenfalls sinken.

Eine Ursache für die kassierten Ziele sei die schwache europäische Konjunktur, die vor allem die Speditionstochter Schenker und die Schienennetz-Sparte treffe. Ein Teil der Belastungen habe sich auch durch zusätzliche Personalausgaben nach den Engpässen in den Stellwerken im vergangenen Jahr ergeben.

Ein Bahn-Sprecher wollte den Bericht auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa nicht kommentieren. In Berlin will sich die Bahn nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" bei ihrer Bewerbung um ein ausgeschriebenes Teilnetz der S-Bahn mit den Zugherstellern Siemens und Stadler zusammentun.

Personalie Pofalla beschäftigt weiter

Derweil beschäftigen die umstrittenen Pläne zu einem Eintritt Pofallas in den Bahn-Vorstand laut "Focus" weiter Politiker der großen Koalition. Mit einem Personaltausch wollten Union und SPD dem früheren Kanzleramtschef den Weg in das Führungsgremium ebnen, berichtete das Magazin unter Berufung auf Kreise des Aufsichtsrates.

Dessen Vorsitzender Utz-Hellmuth Felcht könnte sich demnach bei der Jahreshauptsammlung am 26. März zurückziehen und Platz für einen SPD-nahen Nachfolger machen. Wunschkandidat für den neuen Aufsichtsrats-Chefposten soll der Sozialdemokrat Achim Großmann sein.

Im Gegenzug könnte Bahn-Vorstandschef Rüdiger Grube dann den Personalvorschlag Pofalla durchbringen, heißt es. Grube selbst könne derzeit nicht darauf hoffen, dass sein 2017 auslaufender Vertrag bereits vorzeitig verlängert wird, meldete der "Spiegel" mit Verweis auf Angaben aus Regierungskreisen und dem Aufsichtsrat des Konzerns. Ein "ungeschicktes Vorgehen" des Bahn-Chefs im Fall Pofalla soll den Informationen des Magazins zufolge dabei eine Rolle spielen.

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Der 66-jährige Großmann war von 1998 bis 2009 Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium. Er saß am Ende seiner Amtszeit ein Jahr für den Bund im Bahn-Aufsichtsrat. Der CDU-Politiker Pofalla solle im Sommer 2014 zunächst den niedriger dotierten Job des politischen Beauftragten von Georg Brunnhuber übernehmen, dessen Vertrag am 31. März endet, schreibt das Magazin.

"Herr Felcht ist der richtige Aufsichtsratsvorsitzende"

Darüber könne der Bahn-Vorstand ohne Zustimmung des Aufsichtsrates verfügen. 2016 könnte Pofalla dann für den DB-Vorstand nominiert werden, um dort im März 2017 neben dem Bereich Politik auch die Aufgaben für Compliance, Datenschutz und Recht zu übernehmen.

Zu den möglichen personellen Überlegungen wollte die Bahn am Samstag ebenfalls keine Stellung nehmen. Am 9. Januar hatte Regierungssprecher Steffen Seibert einen ähnlichen Bericht dementiert. Das Bundesverkehrsministerium teilte seinerzeit mit: "Aus unserer Sicht ist Herr Felcht der richtige Aufsichtsratsvorsitzende."

Anfang Januar waren die Wechselabsichten Pofallas publik geworden und auf scharfe Kritik gestoßen. Die schwarz-rote Koalition will den Zeitabstand bei einem Wechsel ausgeschiedener Bundesminister in die Wirtschaft nun per Gesetz regeln. (dpa)