Kalkar. . Der CDU-Kreisverband Kleve wartete , doch der einstige Kanzleramtsminister Ronald Pofalla kam nicht. Er lieferte keine Erklärung, warum er bei der Bundestagswahl angetreten war, um in Kleve ein Direktmandat zu holen, das er aber nun wahrscheinlich gar nicht wahrnehmen wird. Die Funktionäre sind sauer.

Sie haben am Niederrhein noch nicht ihren Frieden gemacht mit Ronald Pofalla. Auf der schönen, alten Wasserburg Boetzelaer bei Kalkar hat am Freitag der Vorstand des CDU-Kreisverbandes Kleve getagt, dazu die Stadt- und Gemeindeverbandsvorsitzenden.

Sie repräsentieren 4000 Parteimitglieder, der Kleve Kreisverband ist einer der größten in NRW. Von der Burg sind es Luftlinie 15 Kilometer bis nach Weeze, dort wo Pofalla geboren wurde und seine ersten politischen Schritte machte. Eigentlich stand Unspektakuläres auf der Tagesordnung, die Kommunalwahl, das Grundsatzprogramm der NRW-CDU. Aber natürlich ging es vor allem um den ehemaligen Kanzleramtsminister. Ihren Ronald. Den Mann, dessen möglicher Wechsel in den Bahnvorstand in den vergangenen Tagen für so viele Diskussionen gesorgt hat und der dem Klever Kreisverband nationale Aufmerksamkeit bescherte.

Pofalla will sich "sobald möglich" erklären

Die Funktionäre sind noch immer irritiert, verwundert, sauer. Nicht darüber, dass Pofalla vielleicht in die Wirtschaft wechselt. Sondern darüber, dass sie über den möglichen Wechsel nicht informiert wurden. In der Diskussion „haben die kritischen Stimmen überwogen, auch wenn manch einer zur Mäßigung aufgerufen hat“, hieß es gestern. Dass Pofalla selbst nicht erschien, um aufzuklären, machte die Sache nicht besser. „Er schuldet uns eine Erklärung, damit wir antworten können“, ließ Günther Bergmann, der Kreisverbandsvorsitzende, verlautbaren. Nicht ohne auf die „großen Verdienste“ Pofallas hinzuweisen.

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Pofalla will sich „sobald möglich“ dem Kreisverband erklären. Sie haben es akzeptiert und wollen jetzt einen Schnitt machen. Bergmann ist froh darüber. Er hat eine anstrengende Zeit hinter sich, wurde mit E-Mails überschüttet, mit Interviewanfragen. „Das, was ich in den letzten Tagen erlebt habe, erlebt wohl selten ein Kreisvorsitzender. Das muss man auch nicht erleben“, sagt er.

Natürlich ist da auch immer noch die Enttäuschung, dass der Klever CDU-Kreisverband demnächst zum ersten Mal vielleicht kein Direktmandat im Bundestag mehr haben wird, wenn Pofalla zur Bahn gehen sollte und seinen Job als Bundestagsabgeordneter aufgibt. „Es wäre besser gewesen, wenn er sich auf die Landesliste hätte setzen lassen. Wir hätten einen anderen Direktkandidaten aufstellen können“, grummelt einer. Eine „Torheit“ sei das Vorgehen Pofallas gewesen.

Unterschiedliche Meinungen zu Pofalla

„Ich hätte mir schon gewünscht, dass er kommt“, sagt Margret Voßeler. Sie ist Landtagsabgeordnete für den südlichen Kreis Kleve und war eine der Hauptdarstellerinnen in einem Drama, bei dem die Parteibasis erstmals gegen Pofalla rebellierte. 2009 war das. Damals wollte er eine enge Vertraute als Landtagskandidatin durchboxen. Die Basis spielte nicht mit, es kam zu einem Showdown in Geldern, bei dem Pofallas Kandidatin in einer Kampfabstimmung gegen Voßeler unterging. Pofalla wurde ausgebuht, als er seine eigenen Verdienste für den Kreisverband lobte.

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Aber dann sind auch die da, die sauer über die Parteifreunde sind, die den Mann öffentlich angehen, der so viele Jahre der Star der Kreis Klever CDU war. „Jahrelang sonnt man sich im Glanz der Ämter, die Pofalla in Berlin hatte und dann demontiert man ihn. Das geht nicht“, sagt einer.

Peter Hohl ist einer, der Ronald Pofalla verteidigt. Der Kevelaerer ist Mitglied des Kreisvorstands und kannte Pofalla. Er war sein Lehrer an der Hauptschule in Weeze, die Pofalla besuchte. „Wir sollten die Grenzen menschlicher Belastbarkeit akzeptieren“, sagt er. Die Diskussion der vergangenen Tage in den Medien und Teilen der Partei seien ihm sauer aufgestoßen. „Da hätte ich mir mehr Respekt gewünscht.“