Essen. Dem Essener Energiekonzern RWE macht zu schaffen, dass er von großen Braun- und Steinkohlekraftwerken geprägt wird. Denn Ökostrom hat in Deutschland Vorrang. Dennoch muss die Zukunftssparte von RWE künftig mit deutlich weniger Personal auskommen. Die Belegschaft wird halbiert.
RWE-Chef Peter Terium verordnet auch der Essener Ökostromtochter Innogy einen scharfen Sparkurs. Im Zukunftsgeschäft mit erneuerbaren Energien soll die Belegschaft halbiert werden. Derzeit sind weltweit rund 1500 Menschen bei RWE-Innogy beschäftigt.
Es sei richtig, dass sich die Belegschaft bis zum Jahr 2016 „voraussichtlich nahezu halbieren wird“, bestätigte die RWE-Tochterfirma auf Anfrage. Diese Zahl sage aber nichts über die geschäftliche Entwicklung von Innogy aus, sondern ergebe sich überwiegend aus internen Neuorganisationen innerhalb des RWE-Konzerns.
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„Auch wir werden mit weniger Mitarbeitern auskommen müssen. Im Vordergrund steht aber nicht der Stellenabbau, sondern eine Reduzierung unserer Kosten“, hatte Innogy-Chef Hans Bünting vor knapp zwei Monaten im DerWesten-Interview angekündigt. Der Schuldenabbau habe im RWE-Konzern eine sehr hohe Priorität. „Dieser Herausforderung stellen wir uns.“
RWE will sich unter anderem von zwei Spezialschiffen zum Bau von Hochsee-Windparks trennen, die der Konzern erst vor wenigen Jahren für rund 200 Millionen Euro angeschafft hatte. Das Unternehmen wolle sich künftig stärker darauf konzentrieren, als Investor Windkraftanlagen bauen zu lassen und zu betreiben, betonte Bünting.
Unsicherheiten für künftige Windparks belasten auch RWE
In Konzernkreisen war der überraschend scharfe Sparkurs in der RWE-Zukunftssparte Innogy auch mit fehlenden Aufträgen und Unsicherheiten für künftige Windparks begründet worden. Bünting hatte schon Ende September gewarnt, es sei noch „völlig unklar, wie die Förderung von Offshore-Windkraft ab dem Jahr 2017 aussehen wird“.
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Die Branche benötige schnell Planungssicherheit. „Sollte die Vergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz deutlich sinken, wären neue Windparks auf hoher See nicht mehr rentabel. Das sorgt für große Verunsicherung in der Industrie und bedroht künftige Investitionen.“
Der Essener RWE-Konzern wird derzeit von großen Braun- und Steinkohlekraftwerken geprägt. Durch den Vorrang für Ökostrom brechen RWE nun die Erträge weg. Vorstandschef Peter Terium setzt daher auf einen eisernen Sparkurs und treibt den Stellenabbau voran. Eine Halbierung der Dividende ist beschlossen, Tausende Arbeitsplätze sollen wegfallen, ein Teil der Stellen wird nach Polen verlagert.
Sparkurs von RWE löst Kritik im Arbeitnehmerlager aus
Allein bei den Kraftwerken in Deutschland sollen in den nächsten Jahren rund 2500 Arbeitsplätze gestrichen werden, hieß es in Konzernkreisen. Darüber hinaus setzt RWE auch bei Anlagen in den Niederlanden und Großbritannien den Rotstift an.
Insgesamt fallen im Kraftwerksgeschäft vermutlich 3400 Arbeitsplätze weg. Für die Beschäftigten in Deutschland sind bis Ende 2014 betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen. Weltweit hatte RWE zuletzt rund 70.000 Menschen beschäftigt. Womöglich sind es in einigen Jahren nur noch 50.000 Stellen.
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Der scharfe Sparkurs von RWE-Chef Terium hat Kritik im Arbeitnehmerlager ausgelöst. „Noch ehe das eine Sparprogramm umgesetzt ist bereits das nächste anzukündigen, fördert sicher nicht das Vertrauen in die Weitsicht des Managements“, hatte der Vorsitzende der Gewerkschaft IG BCE, Michael Vassiliadis, gesagt.
Skeptisch äußerte sich auch die Gewerkschaft Verdi. Sparen allein sei kein Erfolgsrezept, hieß es bei Verdi. Nullrunden für die Beschäftigten, die ebenfalls diskutiert werden, seien mit der Gewerkschaft nicht zu machen.