Washington/Frankfurt/Main. Die Deadline zur Anhebung der Schuldendecke endet in drei Tagen - Demokraten und Republikaner liegen noch immer im Streit. Die USA setzen mit ihrem Haushaltsstreit das Vertrauen ihrer Kreditgeber aufs Spiel und gefährden die Rolle des Dollar als globale Leitwährung. Der größte Gläubiger China ist alarmiert.
Die USA wandeln hart am finanziellen Abgrund: Die Deadline zur Anhebung der Schuldendecke endet in drei Tagen und die Parteien liegen noch immer im Clinch. Demokraten und Republikaner riskieren mit ihrem Dauerstreit auch den Ausnahmestatus des US-Dollar als globale Leitwährung. Kann ein Staat als Währungsanker der Weltwirtschaft funktionieren, in dem innenpolitische Zankereien die Zahlungspflicht gegenüber internationalen Kreditgebern bedrohen?
Die USA genießen ein einzigartiges Privileg: Sie verschulden sich in Dollar und damit der Leitwährung, die von der amerikanischen Notenbank Fed unbegrenzt gedruckt werden kann. Die Supermacht geht mit diesem Wettbewerbsvorteil aber zunehmend fahrlässig um. "Kein anderes Parlament der Welt könnte sich erlauben, die Frage, ob es seinen finanziellen Verpflichtungen nachkommen soll oder nicht, zum tagespolitischen Streitpunkt zu machen", sagt Experte Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank.
China ist größter ausländischer Gläubiger der USA
"Es drängt sich die Frage auf, ob das Verhalten der politischen Eliten in den USA der Verantwortung entspricht, die das Management einer Welt-Leitwährung erfordert", resümiert Folker Hellmeyer. Der Chefanalyst der Bremer Landesbank fragt sich, ob der politische Poker auf dem Rücken von Kreditgebern nicht eine implizite Aufforderung ist, das System umzugestalten. Eben diese Forderung kommt aktuell aus Peking.
China hält US-Staatsanleihen im Wert von 1,277 Billionen Dollar und ist damit Amerikas größter ausländischer Gläubiger. Die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua, die für gewöhnlich die Regierungslinie vertritt, veröffentlichte am Wochenende Klartext in Form eines Meinungsbeitrags.
Der Aufruf zum Aufbau einer "ent-amerikanisierten Welt" verlangt eine neue Reservewährung. Sie soll den Dollar ersetzen und die internationale Gemeinschaft dauerhaft vor den Folgen der politischen Turbulenzen in den Staaten bewahren. China ist seit längerem bestrebt, die eigene Währung in die Lage zu versetzen, einmal eine weltweit starke Reservewährung zu werden.
Keine handfeste Drohung der Bonitätsabstufung
Doch während China sich um seine Billionen-Forderungen sorgt, bleiben die Finanzmärkte bislang ruhig. Genau diese Reaktion sendet nach Einschätzung von Commerzbank-Experte Leuchtmann ein fatales Signal nach Washington. Ohne Disziplinierungsdruck von den Investoren könne der US-Kongress immer wieder versucht sein, die Schwelle der Zahlungsunfähigkeit zu überschreiten. "Er muss ja keinen Preis für seine politischen Spielchen fürchten."
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Selbst die großen Ratingagenturen lassen die USA mit ihrem Schulden- und Haushalts-Hickhack gewähren. Eine handfeste Drohung der Bonitätsabstufung liegt trotz der prekären Lage bislang weder von Moody's noch von Standard & Poor's oder Fitch vor.
Die Toleranz der Märkte und der Kreditwächter könnte sich als trügerisch erweisen. "Der Dollar wird seine Rolle als Welt-Leitwährung nicht graduell verlieren", prophezeit Analyst Leuchtmann. Ein Wechsel des globalen Währungsregimes werde spät aber plötzlich - also krisenhaft - eintreten, wenn die USA "zuviel Mist bauen". "Eben dies steht zu befürchten, weil der Markt sie nicht zu gegenteiligem Verhalten zwingt." (dpa)