Essen. . Wenn es um die Energiewende geht, dreht sich die deutsche Debatte vor allem um höhere Strompreise. Das Ausland blickt anders auf Deutschlands Energiepolitik. Das haben die Meinungsforscher von Infratest Dimap im Auftrag der Konrad-Adenauer-Stiftung ermittelt.

Kritik im Inland, Lob aus dem Ausland: So lässt sich – kurz gesagt – das Ergebnis einer Studie zur deutschen Energiewende zusammenfassen, die das Institut Infratest Dimap im Auftrag der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung erstellt hat.

Die Meinungsforscher hatten ermittelt, wie der Umbau der deutschen Energieversorgung von Entscheidungsträgern in den aufstrebenden Ländern Brasilien, China und Südafrika wahrgenommen wird. „Während in der innerdeutschen politischen wie medialen Debatte vor allem die Probleme, Kosten und Risiken diskutiert werden, sieht man in den Schwellenländern deutlich das Zukunftspotenzial der Energiewende“, heißt es in der noch unveröffentlichten Studie, die der WAZ vorliegt.

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Tatsächlich wurde dieser Tage in Deutschland erneut scharfe Kritik an der Energiewende laut – und zwar von Siemens-Chef Peter Löscher und Eon-Chef Johannes Teyssen. Löscher monierte unter anderem den massiven Strompreisanstieg. „Wir sind auf dem falschen Weg“, sagte er dem „Handelsblatt“. Teyssen bemängelte insbesondere die hohen Subventionen für erneuerbare Energien.

Siemens und Eon fordern Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes

Die Manager forderten eine grundlegende Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Sonst sei die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands in Gefahr. „Innerhalb von nur zehn Jahren haben sich die Strompreise verdoppelt“, sagte Löscher. „Dabei haben sich Steuern und Abgaben verdreifacht und machen heute 53 Prozent des Strompreises aus.“ Gehe es so weiter wie bisher, werde der Strompreis für Privathaushalte bis zum Jahr 2020 noch einmal um 35 Prozent steigen und um 30 Prozent für die Industrie.

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Von Christopher Onkelbach

Der Blick aus dem Ausland auf die deutsche Energiepolitik fällt der Studie zufolge deutlich wohlwollender aus. Zwar werde auch über Themen wie weniger Energiesicherheit und höhere Kosten für Energie diskutiert. „In einer langfristigen Perspektive werden diese Probleme jedoch so gut wie nicht mehr gesehen“, schreiben die Autoren der Studie. Dies habe wesentlich mit dem guten Image von Deutschland in den Schwellenländern zu tun. „Deutschland gilt als ein Land der Planer, welches seine Probleme schnell in den Griff bekommt.“

„Manche sprechen sogar von einer neuen industriellen Revolution“

Für die Studie im Auftrag der Konrad-Adenauer-Stiftung wurden zwischen November 2012 und Januar 2013 unter Federführung von Infratest Dimap 121 telefonische Interviews mit Experten aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Zivilgesellschaft in Brasilien, China und Südafrika geführt. Die Ergebnisse sind allerdings nicht repräsentativ. Die Schwellenländer gehören zu den wichtigsten Energienachfragern weltweit und sind für die Entwicklung der Weltwirtschaft von zentraler Bedeutung. Deutschland nimmt derzeit weltweit eine Sonderrolle ein, da es als eines der führenden Industrieländer seine Energieversorgung fast vollständig auf erneuerbare Energien ausrichten will.

Zu den positiven langfristigen Auswirkungen der Energiewende zählen die im Ausland befragten Experten die wachsende Unabhängigkeit Deutschlands von Rohstoffimporten. „Gerade weil Deutschland ein rohstoffarmes Land ist, halten die Experten die Entscheidung für zwingend logisch“, heißt es in der Studie. „Sie glauben, dass Deutschlands Wirtschaftsmacht damit langfristig gestärkt wird. Manche sprechen sogar von einer neuen industriellen Revolution, bei der Deutschland als internationales Vorbild dient.“