Essen. . Die Industrie wirbt dafür, die Verschrottung von stromfressenden Hausgeräten durch eine Prämie in Gang zu bringen. Branchenriese Bosch geht in die Offensive. „Ein zusätzlicher Anreiz zum Stromsparen würde der Energiewende einen Schub geben“, sagt er.
Es waren Umweltschützer und die Grünen, die eine Abwrackprämie für stromfressende Kühlschränke und Waschmaschinen ins Gespräch gebracht hatten. Die Industrie will nun offenbar neues Leben in die Diskussion bringen.
Harald Friedrich, der Geschäftsführer des Branchenriesen Robert Bosch Hausgeräte, wirbt im Gespräch mit Ulf Meinke dafür, die Verschrottung von alten Hausgeräten durch eine staatliche Prämie in Gang zu bringen. Er fordert Subventionen fürs Stromsparen.
Sind die Deutschen ein Volk von Stromverschwendern?
Harald Friedrich: In gewisser Weise ist das tatsächlich so. In Deutschland gibt es 30 Millionen Haushaltsgeräte, die älter sind als 14 Jahre. Das entspricht 17 Prozent des gesamten Bestands. Die Einsparpotenziale sind enorm. Würden alle diese Geräte durch moderne Maschinen ersetzt, könnten acht Milliarden Kilowattstunden Strom pro Jahr eingespart werden. Das würde ein großes Kohlekraftwerk verzichtbar machen. Aus Sicht der Verbraucher bedeutet das: Sie könnten zwei Milliarden Euro Stromkosten im Jahr sparen.
Welche Konsequenz ziehen Sie daraus? Hat die Hausgerätebranche versagt, weil sie diese Potenziale noch nicht deutlich genug gemacht hat?
Friedrich: In unserer Kommunikation heben wir das Thema Energieeffizienz seit vielen Jahren besonders hervor. Solange jedoch ein Hausgerät funktioniert, beschäftigt sich der Verbraucher in der Regel nicht mit dessen Stromverbrauch und möglichen Einsparpotentialen durch ein Neugerät. Klar ist: Wir wollen als Unternehmen einen Beitrag zur Energiewende im privaten Haushalt leisten.
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Sollte es eine Abwrackprämie für alte Kühlschränke, Waschmaschinen, Wäschetrockner, Geschirrspüler und Herde geben, damit Strom gespart wird?
Friedrich: Es wäre sicher eine Chance, wenn sich die Politik zu einer Abwrackprämie für alte Hausgeräte entscheiden würde. Ich denke vor allem an Geräte, die älter sind als 14 Jahre und derzeit in erheblichem Umfang den Energieverbrauch steigern. Ein zusätzlicher Anreiz zum Stromsparen würde der Energiewende einen Schub geben.
Wäre eine Abwrackprämie für die Hausgerätebranche vor allem ein Förderprogramm für Hersteller in Fernost? Als es eine Prämie für die Verschrottung alter Autos gab, war sehr umstritten, wie stark die deutschen Hersteller profitieren.
Friedrich: Bosch fertigt an zahlreichen Produktionsstandorten in Deutschland, aber natürlich sind wir ein europäischer und globaler Hersteller. Bosch-Produkte werden in Giengen und Dillingen ebenso gefertigt wie in der Türkei, Polen und China. Ähnlich wie bei der Automobilindustrie würde natürlich die gesamte Branche von einer Abwrackprämie profitieren. Vor allem aber würden die Umwelt und der Geldbeutel der Verbraucher durch den geringeren Stromverbrauch geschont.
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Was sind die größten Stromfresser, die aussortiert werden sollten?
Friedrich: Die größten Stromverbraucher sind Kühl- und Gefriergeräte, weil sie 24 Stunden lang 365 Tage im Jahr arbeiten. Eine 15 Jahre alte Kühl-Gefrier-Kombination verbraucht im Schnitt ca. 600 Kilowattstunden Strom im Jahr, ein modernes Gerät liegt bei ca. 150 Kilowattstunden. Also können Verbraucher locker bei den Stromkosten deutlich mehr als 100 Euro im Jahr einsparen. Wenn die Anschaffung des Geräts 850 Euro kostet, hat sich der Kauf innerhalb von acht bis neun Jahren komplett amortisiert.. Mit Abwrackprämie könnte der Zeitraum zusätzlich verkürzt werden. Neben der Energiewende ist die Euro-Krise das zweite Megathema in Deutschland.
Wie wirkt sich diese Lage auf das Kaufverhalten der Menschen aus?
Friedrich: Die Anlagemöglichkeiten für Sparer sind derzeit nicht sehr attraktiv. Daher investieren viele Menschen lieber in Haus und Hof, beispielsweise in eine neue Küche. Das spüren auch wir. Wir haben in Deutschland im vergangenen Jahr gute Zuwachsraten verzeichnet.
Unterscheiden sich eigentlich die Waschmaschinen, Wäschetrockner oder Herde von Siemens und Bosch? Schließlich arbeiten die beiden Konzerne durch das Gemeinschaftsunternehmen BSH eng zusammen?
Friedrich: Unsere Produkte werden im Konzernverbund entwickelt und gefertigt, wie es beispielsweise auch Autohersteller tun. Teilweise sind Bauteile identisch oder Geräte baugleich. Aber die Hausgeräte von Bosch und Siemens werden unterschiedlich positioniert.
Sehen Sie Spielraum für Preiserhöhungen in der Hausgerätebranche?
Friedrich: Der Wettbewerb ist intensiv, nicht zuletzt über die Preisvergleichsmöglichkeiten im Internet. Es ist Sache des Handels, die Preise zu setzen.Wir geben dem Handel lediglich eine unverbindliche Preisempfehlung.
Wie lange sollte eigentlich eine gute Waschmaschine halten?
Friedrich: Unsere Geräte sind auf eine Lebensdauer von 10 – 15 Jahren ausgelegt, Ersatzteile halten wir für mindestens zehn Jahre vor.