Wiesbaden. . Gefühlt ist die Situation natürlich eine andere - laut Statistik ist die Inflation in Deutschland jedoch auf dem Rückmarsch und ist im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2011 gesunken. Auf kurze Sicht allerdings verteuern sich viele Waren und Dienstleistungen.
Entgegen aller Befürchtungen ist die Inflation in Deutschland im vergangenen Jahr nur um moderate 2,0 Prozent gestiegen. Von November auf Dezember aber gab es noch einmal einen überraschend kräftigen Schub mit einem Preissprung um 0,9 Prozent. Das errechnete das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Daten. Im Vergleich zu Dezember 2011 stieg der Verbraucherpreisindex zum Jahresende um 2,1 Prozent.
Für das Gesamtjahr blieb die Jahresinflation unter dem Wert von 2011 (2,3 Prozent). Damals hatten kräftige Preissprünge bei Sprit und Heizöl die Teuerung auf den höchsten Stand seit 2008 (2,6 Prozent) getrieben. Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt als stabiles Preisniveau Werte von "unter, aber nahe bei 2,0 Prozent" an.
Vor allem Strom und Sprit sind Preistreiber
Nach Meldungen aus den Bundesländern mussten Verbraucher für Heizöl, Strom, Gas und Kraftstoffe zwar auch im Dezember 2012 deutlich tiefer in die Tasche greifen als ein Jahr zuvor. Doch die Energiepreise heizten die Teuerung zum Jahresende wesentlich geringer an als in den meisten Vormonaten.
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Zum Teil deutlich mehr zahlen als vor Jahresfrist mussten Verbraucher saisonbedingt für Nahrungsmittel und Bekleidung. Wie üblich zogen zu den Winterferien auch die Preise für Reisen an, Experten beobachteten hier aber überdurchschnittliche Erhöhungen.
"Auch wenn der Preissprung im Dezember teilweise durch die Lage der Feiertage bedingt ist und sich somit in den kommenden Monaten korrigieren dürfte, bestätigen die heutigen Zahlen, dass der Preisauftrieb weiter an Schwung gewinnt", erklärte die Commerzbank.
Finanzspritzen bleiben bei den Banken - und fließen nicht in den Markt
Dennoch erwarten die meisten Volkswirte für das laufende Jahr weiter sinkende Inflationsraten - trotz der nach wie vor weit geöffneten Geldschleusen der Europäischen Zentralbank (EZB).
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"Bei den Liquiditätsspritzen der EZB handelt es sich um Finanzmarktliquidität, die an den Finanzmärkten verbleiben dürfte und nicht inflationstreibend in der Realwirtschaft wirkt", erklärte der Deutschland-Chefvolkswirt der Unicredit, Andreas Rees. "Die deutsche Konjunktur wird bald wieder etwas anziehen, aber nicht so stark, dass daraus Inflationspotenzial entsteht. Auch aus den bereits abgeschlossenen Lohnerhöhungen für 2013 sollte kein starker Preisdruck entstehen." Die EZB prognostiziert für den Euroraum 2013 eine Inflationsrate von 1,6 Prozent (Spanne: 1,1 bis 2,1 Prozent).
Das Statistische Bundesamt will am 15. Januar detaillierte Ergebnisse für Dezember und das Gesamtjahr 2012 veröffentlichen.