Essen.. Zum Jahreswechsel sind die Strompreise kräftig gestiegen. Im Durchschnitt muss ein Vier-Personen-Haushalt bei einem Jahresverbrauch von 5000 Kilowattstunden mit einem Preisanstieg um zwölf Prozent rechnen. Auch der Staat kassiert kräftig mit.

Für Millionen Verbraucher hat das neue Jahr mit steigenden Strompreisen begonnen. Energiekonzerne und Stadtwerke, Discounter oder Ökostromanbieter: Mehr als drei Viertel aller Stromversorger verlangen höhere Preise. Im Januar und Februar steigen die Strompreise nach Angaben des Vergleichsportals Check24 bei 755 Grundversorgern. Weitere neun Anbieter folgen im März und April. Im Durchschnitt müsse ein Vier-Personen-Haushalt bei einem Jahresverbrauch von 5000 Kilowattstunden mit einem Preisanstieg um zwölf Prozent rechnen. Das entspricht 156 Euro pro Jahr.

Warum steigen die Preise?

Die auf den Strompreis aufgeschlagene Umlage zur Förderung erneuerbarer Energien (EEG-Umlage) ist um 47 Prozent auf den Rekordwert von 5,277 Cent pro Kilowattstunde gestiegen. Außerdem schlagen höhere Netzentgelte zu Buche. Insbesondere der Anschluss von Windparks auf hoher See kostet viel Geld, die Verbraucher sollen teilweise für die finanziellen Risiken der Netzbetreiber haften. Außerdem werden Betriebe mit hohem Stromverbrauch begünstigt.

Was kassieren die Konzerne, was bekommt der Staat?

„Die Stromkonzerne nutzen die Steigerung der EEG-Umlage, um eigene Tariferhöhungen im Paket zu verstecken“, kritisiert Jan Schust vom Preisvergleichsportal Tarifcheck24. Die Energieversorger hingegen verweisen darauf, dass sie die Strompreise nur zum Teil selbst beeinflussen können. Etwa die Hälfte des Strompreises kassiere mittlerweile der Staat, betont der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft.

Wie entwickeln sich die Strompreise in der Zukunft?

„Wir gehen davon aus, dass im Frühjahr zahlreiche weitere Grundversorger nachziehen und ebenfalls ihre Strompreise anheben werden – darunter wahrscheinlich auch die RWE“, sagt Isabel Wendorff, Energieexpertin von Check24. Hintergrund: RWE hat die Strompreise vorerst nur für Kunden mit sogenannten „Festpreisen“ und Wärmestrom-Tarifen erhöht. Immerhin müssen damit bereits rund 500 000 RWE-Kunden draufzahlen. Auch Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur, stimmt die Verbraucher in Deutschland darauf ein, dass Strom noch teurer werden könnte: „Es stehen ja erhebliche Investitionen in die Energiewende und konkret in den Netzausbau an. Diese müssen finanziert werden.“

Wie steht es um den Wettbewerb?

Nach wie vor beziehen knapp 40 Prozent aller Haushaltskunden Strom aus der Grundversorgung der regionalen Anbieter. Hier zahlen die Verbraucher aber meist die höchsten Preise. Viele Kunden verschenken also Geld. Immerhin: Die Zahl der Verbraucher, die den Anbieter gewechselt haben, ist gestiegen. Im Jahr 2011 waren es bereits mehr als 3,8 Millionen Kunden – ein Zuwachs um 27 Prozent.

EnergieWie entwickeln sich die Gaspreise?

Auch Gas wird für viele Verbraucher teurer. Zum neuen Jahr haben nach Angaben des Online-Vergleichsportals Verivox rund 110 Anbieter die Preise erhöht. Das ist rund ein Siebtel aller Gasanbieter in Deutschland. Ein Haushalt mit einem Jahresverbrauch 20 000 Kilowattstunden zahlt nach Angaben von Check24 im Schnitt sechs Prozent mehr, das entspricht knapp 90 Euro jährlich. Allerdings senken auch 19 Grundversorger ihre Preise – im Schnitt um fünf Prozent (77 Euro pro Jahr).