Berlin. Wirtschaftsexperten erwarten für 2013 ein verhaltenes, aber stabiles Wachstum. Die Zahl der Arbeitslosen werde wohl etwas steigen, aber nicht deutlich. Starke Preissteigerungen seien auch nicht zu befürchten, sagte der Chef der Wirtschaftsweisen Wolfgang Franz in einem Interview.
Gute Aussichten für die deutsche Wirtschaft: 2013 erwarten Verbände und Experten ein verhaltenes, aber stabiles Wachstum. Die Zahl der Arbeitslosen dürfte nicht spürbar steigen, vor allem, weil der Mittelstand neue Stellen schaffen will. Und auch die Inflation sollte sich trotz der Geldschwemme-Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) im Rahmen halten, wie Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt und der Chef der Wirtschaftsweisen, Wolfgang Franz, zum Jahreswechsel in dapd-Interviews sagten.
Die europäische Schuldenkrise werde die deutsche Wirtschaft im neuen Jahr nicht mehr so stark belasten, sagte Hundt. "Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung an Schwung verloren hat, erwarte ich jedenfalls keinen Einbruch von Konjunktur und Arbeitsmarkt in Deutschland." Der Vorsitzende des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Franz, bekräftigte die Prognose der Wirtschaftsweisen, die für nächstes Jahr eine Zuwachsrate des realen Bruttoinlandsprodukts in Höhe von 0,8 Prozent erwarten. Allerdings sei es "außerordentlich schwierig, wenn nicht unmöglich", die möglichen Folgen der Euro-Schuldenkrise für Deutschland abzuschätzen. Franz erläuterte: "Denn wir wissen nicht, welche Richtung die Wirtschaftspolitik in einigen Euro-Ländern demnächst einschlagen wird, wie beispielsweise in Italien, und wie die Finanzmärkte darauf dann reagieren."
Keine höhere Inflation in Deutschland erwartet
Das Mitglied im EZB-Direktorium, Jörg Asmussen, bescheinigte Deutschland, seine Hausaufgaben gemacht zu haben. Europas größte Volkswirtschaft habe vernünftig konsolidiert, begünstigt durch niedrige Zinsen, sagte er dem "Tagesspiegel". Dass Deutschland aber derzeit zehnjährige Anleihen mit einem Zins von 1,5 Prozent ausgeben könne, sei "nicht normal, daran sollte sich niemand gewöhnen". Sorgen, in Deutschland könnten wegen der von der EZB beschlossenen Niedrigzinsen und Kreditschwemme die Preise massiv steigen, versuchten Franz und Asmussen zu zerstreuen. "Im Moment rechne ich nicht mit wesentlich höheren Preissteigerungsraten", sagte der Chef der fünf Wirtschaftsweisen. Ein Grund dafür sei, dass "in einer Phase einer Konjunkturabschwächung die Preiserhöhungsspielräume der Unternehmen nicht sehr hoch" seien.
Auch Asmussen sieht derzeit keine Hinweise auf eine steigende Inflation. "Im Gegenteil. Sie sollte im Laufe des nächsten Jahres in der Eurozone unter die Marke von zwei Prozent sinken, in Deutschland nach Prognose des Internationalen Währungsfonds auf 1,9 Prozent", sagte er. Einen Beleg für die im europäischen Vergleich gute Lage der deutschen Wirtschaft liefert derweil der Mittelstand: Die kleinen und mittleren Betriebe wollen 2013 bundesweit 150.000 neue Stellen schaffen, wie die Zeitschrift "Superillu" unter Berufung auf den Mittelstandsreport des Deutschen Industrie- und Handelskammertages berichtet.
Auch verkaufen deutsche Unternehmen trotz Euro-Krise mehr Waren im Ausland, vor allem in den europäischen Nachbarländern. Von Januar bis September 2012 exportierten die Firmen aus der Informations- und Kommunikationstechnik sowie der Unterhaltungselektronik Produkte im Wert von 22,2 Milliarden Euro. Nach Angaben des Branchenverbands Bitkom ist das gegenüber dem Vorjahreszeitraum ein Plus von 3,5 Prozent. (dapd)