Hamburg. Zu einem "stabilen und ernsthaften" Anteilseigner will die VW-Belegschaft mit einem gebündelten Aktienpaket werden. Die Übernahme von Porsche soll mittels einer Kapitalerhöhung um vier Milliarden Euro finanziert werden, heißt es in einem Medienbericht. Die VW-Aktie stürzte daraufhin ab.

Die VW-Belegschaft soll mit einem gebündelten Aktienpaket «stabiler und ernsthafter Anteilseigner» des Autokonzerns werden. Nach Angaben von Betriebsratschef Bernd Osterloh sollen die Anteilsscheine nicht an die einzelnen Mitarbeiter ausgegeben, sondern «so gebündelt werden, dass die Belegschaft langfristig auch ein stabiler und ernsthafter Anteilseigner bei der VW AG ist. Das soll die Aktionärsstruktur «abrunden».

Einzelheiten wollte Osterloh noch nicht nennen. «Wir arbeiten zurzeit an Konzepten, wie wir zu einer solchen Beteiligung kommen können. Die Dividenden, die daraus entstehen würden, sollen im Sinne aller Belegschaften aller Marken verwandt werden», sagte er.

VW hatte in den letzten Jahren mehrfach Aktienoptionsmodelle zur Mitarbeiterbeteiligung durchgezogen. Allerdings trennten sich viele VW-Mitarbeiter bis hoch zum Vorstand im vergangenen Herbst von ihren Papieren, als die VW-Aktie wegen Spekulationen einen Höhenflug erlebte.

Osterloh wies einen Zeitungsbericht zurück, wonach die Mitarbeiter über eine zehnprozentigen Beteiligung und ein weiteres Aufsichtsratsmandat zu großen Einfluss gewinnen würden. «Es geht nicht um ein zusätzliches Aufsichtsratsmandat», erklärte er. Laut «Leipziger Volkszeitung» fürchten Anteilseigner einen zu großen Einfluss der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat, wenn die Belegschaft zehn Prozent Mitarbeiteraktien bekäme.

Mit zehn Prozent hätten die Mitarbeiter Anspruch auf einen weiteren Aufsichtsratssitz. Da die Mitarbeiter laut Gesetz ohnehin die Hälfte der Aufsichtsräte stellen, hätten sie dann die Mehrheit und könnten die übrigen Anteilseigner überstimmen. «Das ist völliger Nonsens», sagte Osterloh.

Kapitalerhöhung um vier Milliarden Euro

Die milliardenschwere Übernahme von Porsche durch Volkswagen soll unterdessen möglicherweise durch eine Kapitalerhöhung finanziert werden. Laut «Financial Times Deutschland» prüft VW eine Kapitalerhöhung von 4 Milliarden Euro. Damit könnte Europas größter Autobauer sein Kredit-Rating bewahren. Die VW-Aktie reagierte prompt. Das Papier war mit einem Minus von über 2 Prozent am Montag zweitgrößter Verlierer im Deutschen Aktienindex DAX. VW wollte den Bericht nicht kommentieren.

Am Donnerstag hatte VW nach monatelangem Ringen den Machtkampf mit Porsche gewonnen. Der Sportwagenbauer soll zehnte Marke bei den Wolfsburgern werden. Einzelheiten zum Ablauf und den zu zahlenden Summen sind noch unklar. Laut «FTD» will VW zunächst die Hälfte des Sportwagengeschäftes von Porsche kaufen, 2011 den Rest. Der Gesamtpreis soll 8 Milliarden Euro betragen. VW hat Barreserven von 11 Milliarden Euro.

Laut «Spiegel» und «Focus» sollen die Familien Porsche und Piëch künftig weniger Anteile halten als bislang angenommen: Demnach sollen sie 2011 über mehr als 30 Prozent der Anteile am vereinten VW-Porsche-Konzern verfügen, das Land Niedersachsen über mehr als 20 und das Emirat Katar über weniger als 20 Prozent.

Lösung bei Diskussion über VW-Gesetz in Sicht

In der Diskussion über das VW-Gesetz zeichnet sich eine Lösung ab: Die Familien Porsche und Piëch wollen die Bestimmungen, die dem Land Niedersachsen ein Vetorecht in wichtigen strategischen Fragen sowie bei Standortentscheidungen zusichern, freiwillig in die Satzung des Konzerns festschreiben und so einer drohende Klage der EU-Kommission zuvorkommen. Ein Sprecher des niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff bestätigte eine entsprechende Einigung.

Dadurch soll die Sperrminorität bei 20 Prozent bleiben. Das Land behält damit ein Vetorecht in allen wichtigen Entscheidungen. Zweitens soll verankert werden, dass Niedersachsen zwei Vertreter in den Aufsichtsrat von VW schicken kann.