Berlin. In Deutschland zeichnet sich ein Ende der Rezession ab. Die Aufträge der Industrie legte im Juni überraschend stark zu - saisonbereinigt um 4,5 Prozent. Es war der stärkste Zuwachs seit zwei Jahren.

In Deutschland zeichnet sich ein Ende der Rezession ab. Der Auftragseingang der Industrie ist im Juni überraschend stark gestiegen. Es war bereits die vierte Zunahme in Folge. Wie das Bundeswirtschaftsministerium am Donnerstag in Berlin mitteilte, legten die Bestellungen nach vorläufigen Angaben gegenüber Mai preis- und saisonbereinigt um 4,5 Prozent zu. Dies war der stärkste Zuwachs seit zwei Jahren. Volkswirte hatten lediglich ein Plus um 0,9 Prozent erwartet. Im Mai waren die Bestellungen um 4,4 Prozent gestiegen. Beobachter äußerten sich allerdings nur verhalten optimistisch.

Aussichten für die kommenden Monate verbessert

Nach dem Einbruch im Winter habe sich die Bestelltätigkeit «nachhaltig belebt», erklärte das Ministerium weiter. «Damit haben sich die Aussichten für die Industrieproduktion in den kommenden Monaten weiter verbessert», hieß es. Die maßgeblichen Nachfrageimpulse kamen im Juni vom starken Anstieg der Auslandsbestellungen um 8,3 Prozent. Dabei erhöhten sich besonders die Bestellungen aus der Eurozone um 13,2 Prozent. Die Inlandsnachfrage erhöhte sich im Vergleich zum Mai nur um 0,2 Prozent. Ihren Vorjahresstand unterschritten die gesamten Auftragseingänge in der Industrie im Juni allerdings immer noch um 25,3 Prozent. Die Inlandsbestellungen lagen dabei um 24,8 Prozent und die Auslandsbestellungen um 25,7 Prozent unter den Ergebnissen des Vorjahres.

Weltkonjunktur gewinnt wieder an Fahrt

Bankvolkswirte sagten, dass die deutsche Wirtschaft wohl vor allem dank einer anziehenden Weltkonjunktur wieder an Fahrt gewinne. Für die Industrieproduktion gebe es jetzt angesichts der sich füllenden Auftragsbücher wieder ein ordentliches Aufwärtspotenzial. Die Zahlen seien «ein starkes Indiz dafür, dass der Exportweltmeister Deutschland stärker von einer sich erholenden Weltwirtschaft profitieren kann, als andere europäische Staaten», kommentierte Mario Gruppe von der NordLB. Allerdings warnte er davor, nun vorschnell den Aufschwung auszurufen. «Nach wie vor sehen wir aber das Wirtschaftswachstum in Deutschland für das Gesamtjahr bei etwa minus sechs Prozent».

Auch die Commerzbank äußerte sich nur verhalten optimistisch. «Wir erwarten ein deutliches Plus beim Bruttoinlandsprodukt im laufenden Quartal, wenngleich die deutsche Wirtschaft mittelfristig aufgrund der Nachwirkungen der Finanzkrise wohl nur einen blutleeren Aufschwung erleben wird», sagte Ökonom Simon Junker. Gegenwärtig profitiere Deutschland vor allem davon, dass sich die international angestaute Nachfrage freisetzte.

Im dritten Quartal wieder Wachstum?

James Ashley von Barclays Capital sagte, alles in allem seien die Zahlen aber «sehr gut». «Die Entwicklung ist konsistent mit der Annahme, dass die deutsche Wirtschaft gerade aus der Rezession geht». Im zweiten Quartal dürfte das BIP nur noch moderat um 0,1 Prozent geschrumpft sein, im dritten Quartal werde wieder Wachstum verzeichnet, sagte die Expertin. (ddp)