Nürnberg. In Deutschland sind 2,963 Millionen Menschen arbeitslos - das sind 65.000 weniger als im März dieses Jahres. Unter der Drei-Millionen-Marke lag die Zahl der Arbeitslosen das letzte Mal im Dezember 2011. In NRW steigt die Zahl der Arbeitslosen dagegen.
Die Zahl der Arbeitslosen ist im April wieder unter die Marke von drei Millionen gesunken. Sie nahm im Vergleich zum Vormonat um 65.000 auf 2,963 Millionen ab und liegt damit auf dem niedrigsten April-Wert seit 1992, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Mittwoch in Nürnberg mitteilte. Die Arbeitslosenquote verringerte sich um 0,2 Punkte auf 7,0 Prozent. Verglichen mit dem Vorjahr ergab sich ein Rückgang der Arbeitslosenzahl um 115.000.
"Auf dem deutschen Arbeitsmarkt hält die positive Grundtendenz an, obwohl die Konjunktur an Schwung etwas verloren hat", sagte der BA-Vorstandsvorsitzende Frank-Jürgen Weise. Dies zeige, dass der Markt im Moment aufnahmefähig sei.
So erhöhte sich die Zahl der Erwerbstätigen im März im Vergleich zum Vorjahr um 596.000 auf 41,21 Millionen, die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nahm laut BA-Hochrechnungen für Februar auf Jahressicht um 694.000 auf 28,61 Millionen zu. Neue Jobs gab es in allen Bundesländern und in den meisten Branchen.
Arbeitslosigkeit in NRW gestiegen
Die bundesweit niedrigste Arbeitslosenquote weist im April Bayern auf (3,7 Prozent) vor Baden-Württemberg (4,0 Prozent). Schlusslicht ist Berlin (12,9 Prozent). Die Zahl der Arbeitslosen in Nordrhein-Westfalen ist im April dagegen erneut gestiegen. 744.222 Menschen waren offiziell arbeitslos gemeldet und damit 0,5 Prozent mehr als im Monat zuvor, wie die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit am Mittwoch in Düsseldorf mitteilte. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich damit von 8,2 auf 8,3 Prozent.
Anders als die nicht bereinigte Arbeitslosenzahl stieg die saisonbereinigte Zahl im Vergleich zum Vormonat deutlich an, und zwar um 19.000. Weise führte dies zum einen darauf zurück, dass der Zähltag in die Osterferien fiel und Einstellungen nach dem Urlaub nicht mehr berücksichtigt worden seien.
Viel stärker zu Buche geschlagen habe aber, dass im Zuge der Reform der Arbeitsmarktinstrumente zum 1. April diese restriktiver eingesetzt würden als bisher. So nahmen im April mit 997.000 Menschen rund 295.000 weniger an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen wie Weiterbildungsprogrammen und Arbeitsgelegenheiten teil als vor einem Jahr. Die Zahl der Ein-Euro-Jobber verringerte sich beispielsweise um 64.000 auf etwa 122.000.
BA-Chef Weise: Beschäftigungssituation unerwartet gut
"Wir wollen natürlich, wenn wir in aktive Arbeitsmarktpolitik investieren, erfolgreich investieren", erklärte BA-Vorstandsmitglied Heinrich Alt die Entwicklung. "Wir wollen kein Geld verbrennen für Maßnahmen, die sich für die Kunden nicht lohnen." Der Trend gehe daher in Richtung "werthaltigere Maßnahmen".
Das Plus der saisonbereinigten Arbeitslosigkeit gibt nach Einschätzung von BA-Chef Weise keinen Anlass zur Sorge. Die Beschäftigungssituation sei nach wie vor unerwartet gut, sagte er. Der Anstieg sei als "Grundrauschen der Zahlen" zu sehen, als Entwicklung, die zwar "Aufmerksamkeit und Ernsthaftigkeit" verlange, aber auf keinen Fall zu einer "dramatischen Einschätzung" der Lage führen sollte.
Entsprechend geht die Bundesagentur unverändert davon aus, dass sich die Arbeitslosigkeit im Jahresdurchschnitt bei rund 2,9 Millionen einpendeln dürfte - vorausgesetzt, sie bleibt bis zum Jahresende bei unter drei Millionen und steigt erst im Dezember wieder darüber.
Rund 800 Schlecker-Mitarbeiter haben neue Stelle gefunden
In der Zunahme der saisonbereinigten Arbeitslosigkeit spiegelt sich laut BA zu einem kleinen Teil auch die Insolvenz der Drogeriekette Schlecker wider, durch die bundesweit rund 10.000 Mitarbeiter ihren Job verloren. Etwa 800 davon fanden laut BA-Vorstand Raimund Becker bereits eine neue Stelle, mehrere Hundert meldeten sich aus verschiedenen Gründen aus der Arbeitslosigkeit ab, und etwa 1.500 sind in Bewerbungs- und Qualifizierungsmaßnahmen untergebracht. (dapd)