Essen. . Deutschlands größter Energieversorger Eon blickt wieder optimistischer in die Zukunft. „Die stärksten Belastungen liegen hinter uns“, sagte der Vorstandsvorsitzende Johannes Teyssen bei der Hauptversammlung.

Johannes Teyssen dürfte in diesen Tagen aufgeräumter Stimmung sein. Der Eon-Chef freut sich darüber, dass es sein Lieblingsverein Bayern München bis ins Finale der Champions-League geschafft hat. Beim Blick auf das abgelaufene Geschäftsjahr von Deutschlands größtem Energiekonzern ist die Stimmung schon nicht mehr ganz so aufgeräumt. Teyssen musste bei der Hauptversammlung in der Essener Grugahalle den Aktionären einen Verlust von mehr als zwei Milliarden Euro verkünden. Es sind die ersten roten Zahlen seit der Gründung des Unternehmens im Jahr 2000.

Teyssen bemühte sich, den Anteilseignern den einen oder anderen Stimmungsaufheller zu präsentieren. „Eon hat sich freigeschwommen. Und wir gewinnen täglich größeren Handlungsspielraum“, so Teyssen.

Was er damit meinte: In den kommenden beiden Jahren steige der nachhaltige Konzernüberschuss, der für die Dividendenzahlung verantwortlich ist, auf bis zu 3,7 Milliarden Euro an. Im Gashandel, der dem Konzern wegen ungünstiger Verträge Verluste im hohen dreistelligen Millionenbereich bescherte, konnte sich Eon Linderung verschaffen. Durch bessere Lieferkonditionen mit dem norwegischen Konzern Statoil. Teyssen hofft, dass auch mit Gazprom endlich eine Einigung erzielt wird. Einen Zeitpunkt für eine Einigung nannte Teyssen allerdings nicht.

Aktionärsschützer kritisieren das Engagement in Brasilien

Da das Geschäft in Deutschland – wegen der politischen Entscheidungen – in der jüngsten Vergangenheit bei Eon eher schlechte Stimmung verursachte, hofft Teyssen auf Besserung im Ausland. So vereinbarte Eon vor wenigen Wochen eine Partnerschaft mit dem brasilianischen Unternehmen MPX, um in konventionelle Kraftwerke und Erneuerbare Energien zu investieren. „Auch in der Türkei und in Indien sind wir derzeit in konkreten, vielversprechenden Gesprächen über Möglichkeiten der Zusammenarbeit“, teilte Teyssen mit. Der Grund für den Blick in die Ferne: Deutschland und Europa allein könnten nicht mehr ein ausreichendes Wachstum des Konzerns sichern.

Doch wer in die Vergangenheit schaut, entdeckt schnell, dass Eon bei seinen Ausflügen ins Ausland ein ums andere Mal daneben griff, etwa bei der missglückten Übernahme des spanischen Unternehmens Endesa. Die Hinwendung zu den sogenannten Wachstumsmärkten sei also nicht ohne Risiko, wie Aktionärsvertreter kritisch anmerkten. Für Thomas Hechtfischer von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz ist Brasilien keine viel versprechende Adresse. „Thyssen-Krupp hat sich dort schon zwei blaue Augen geholt“, sagte er mit Hinweis auf die Kostenexplosion beim Bau des Stahlwerks.

Personalabbau löst bei Mitarbeitern Unruhe und Angst aus

Doch trotz dieser vagen Auslands-Aussichten und der miserablen Zahlen für 2011 – die sich in einer Dividende widerspiegeln, die um 50 Cent auf einen Euro gekürzt worden ist: Es herrschte harmonische Stimmung. Aktionärsschützer und Fondsmanager sehen Eon in der schwierigen Zeit „sehr gut aufgestellt“.

Doch nach der Hauptversammlung wird wohl schneller wieder schlechte Stimmung einkehren als es Teyssen lieb sein dürfte. Grund: der Personalabbau. Bereits im August vergangenen Jahres hatte Eon angekündigt, 11 000 Stellen abzubauen, davon 6000 in Deutschland. Auch wenn der Eon-Chef gestern betonte, dass die Maßnahmen schmerzhaft seien, der Abbau aber sozialverträglich geschehen soll: Wer in die Belegschaft hineinhorcht, spürt eine große Unruhe und Angst. Viele Mitarbeiter bangen um ihren Job und glauben nicht daran, dass die Beschäftigungsgesellschaften, die eingerichtet werden, ihre Chance vergrößern, noch einmal einen Job zu finden.