Essen. . Kurz vor Ostern verunsichert ein neuer Bio-Eier-Skandal das Vertrauen der Verbraucher. Die hohen PCB-Werte auf einer Farm in Ostwestfalen waren schon Mitte Februar aufgefallen. Die Eier können noch im Handel oder im heimischen Kühlschrank sein. Das Umweltministerium gab bekannt, wie Verbraucher betroffene Eier erkennen können.
Wenige Tage vor Ostern erschüttert ein neuer Dioxin-Skandal das Vertrauen der Verbraucher. Das NRW-Umweltministerium schließt nicht aus, dass mit dem Gift belastete Bioeier noch immer im Handel sein können, obwohl der Geflügelhof im ostwestfälischen Kreis Minden-Lübbecke gesperrt ist.
„Wir wissen nicht, ob noch alte Eier im Umlauf sind oder frische Eier doch noch in den Handel gelangt sind“, sagte Stephan Malessa, Sprecher des NRW-Umweltministeriums. Um Verbrauchern und Handel Sicherheit zu geben, veröffentlichte das Ministerium die Ziffern des Stempels, die Hinweise auf den Geflügelhof geben. Wenn die Eier den Aufdruck 0-DE-0521041 tragen, bestehe die Gefahr, dass sie dioxinbelastet sind.
Die Fabrik mit ihren 25 000 Hennen, die täglich im Schnitt 23 000 Eier legen, war bereits Anfang März geschlossen werden. Die letzten Eier, die mit dem dioxinähnlichen Gift PCB belastet sind, waren nach Angaben des Umweltministeriums offiziell am 7. März ausgeliefert. Sie trugen das Mindesthaltbarkeitsdatum 31. März und dürften inzwischen verbraucht sein.
Erste Hinweise schon Mitte Februar
Ungeklärt ist aber die Frage, warum die Öffentlichkeit erst am Dienstag über den Skandal informiert wurde. Erste Hinweise aus Eigenkontrollen des Geflügelhofs, dass die Eier aus Minden-Lübbecke einen PCB-Gehalt aufwiesen, der die vorgeschriebene Grenze um das Sechsfache überschreitet, gab es offenbar schon Mitte Februar. Die Lebensmittelaufsicht des zuständigen Landkreises sei aber erst am 26. März darüber informiert worden, teilte das NRW-Umweltministerium am Mittwoch mit und kritisierte diesen „sehr sehr langen Meldeweg“. Es werde geprüft, ob auch ein privates Labor in Kiel gegen die Meldepflicht verstoßen habe. Nach WAZ-Informationen ist der PCB-Fund in Bioeiern seit einigen Wochen Thema in der Gefügelbranche. Insider wundern sich, dass die Kreisbehörde erst am 26. März informiert worden sein will und das Ministerium am 3. April an die Öffentlichkeit trat.
Vermutlich ein Einzelfall
Erkenntnisse, wie das Gift in die Bioeier gelangen konnte, erwartet das Umweltministerium erst in einigen Tagen. Dann sollen die Ergebnisse der Proben vorliegen. „Weil wir kein Dioxin im Futter der Hennen gefunden haben, gehen wir davon aus, dass es sich um einen Einzelfall handelt“, sagte Sprecher Malessa.
Müssen Verbraucher, die verseuchte Bioeier zu sich genommen haben, nun gesundheitliche Folgen befürchten? Immerhin gilt es als gesichert, dass dioxinähnliche Polychlorierte Biphenyle (PCB) Krebs verursachen können. Das Umweltministerium erklärte, eine akute Gefährdung sei auszuschließen. „Werden im Einzelfall betroffene Lebensmittel verzehrt, so ist davon auszugehen, dass bei geringem Verzehr von belasteten Produkten keine akuten Gesundheitsgefahren für Verbraucherinnen und Verbraucher bestehen. Allerdings haben Dioxine in Lebensmitteln nichts zu suchen.“
Schwachpunkt Futter
„Leider überrascht uns das nicht. Es gibt immer wieder Meldungen über Grenzwertüberschreitungen bei Dioxin oder dioxinähnlichem PCB“, sagte Andreas Winkler, Sprecher der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch dieser Zeitung. Bis auf den Skandal um dioxinverseuchte Bioeier im Jahr 2011 seien die Dioxin-Funde allerdings nicht so stark registriert worden wie jetzt zu Ostern.
„Der große Schwachpunkt sind oft die Futtermittel, über die Dioxin in Eier gelangen kann“, so Winkler. So lange Kontrollen des Futters nicht lückenlos funktionierten, seien die Verbraucher beim Kauf von Eiern allein gelassen. Anfang 2011 war dioxinbelastetes Futter an Geflügelfarmen im gesamten Bundesgebiet geliefert worden. Tausende Betriebe mussten zwischenzeitlich gesperrt werden. Zuletzt hatte es im November 2011 Meldungen über Grenzwertüberschreitungen gegeben.
Der Bundesverband Deutsches Ei wollte sich zum aktuellen Dioxinfall nicht äußern, weil der betroffene Betrieb nicht Mitglied der Organisation sei. Eine Sprecherin betonte aber, dass die Schließung der Farm ein Beleg für funktionierende Kontrollen sei.