Schwerte. .

Der Skandal um die mit Dioxin verseuchten Eier und das belastete Fleisch ist nach Auffassung des Studienleiters an der Evangelischen Akademie Villigst, Peter Markus, eine Chance für eine ökologischere Neuausrichtung der Landwirtschaft.

Aber auch die Verbraucher müssten umdenken, sagte der Studienleiter der Einrichtung in einem Gespräch mit dem evangelischen Pressedienst (epd).

Die Verbraucher wollten hochwertige Nahrungsmittel für wenig Geld, so Markus. „Beides passt nicht zusammen“, betonte der Agrarwissenschaftler.

Den Öko-Landbau, der strengere Auflagen hat, hält er für eine gute Alternative. Es sei aber unrealistisch, dass die Landwirtschaft flächendeckend auf Öko-Produktion umgestellt werde. „Die Landwirtschaft ist nicht generell schlecht“, betonte Markus. Der Großteil der Landwirte wirtschafte konventionell und bemühe sich um Qualität, unterstrich Markus.

Er plädierte für einen Runden Tisch, der Lebensmittelsicherheit und -qualität ins Zentrum stellen solle. Daran sollten sowohl die Landwirtschaft als auch Vertreter von Zivilgesellschaft, Umweltverbänden und Verbraucherschutz beteiligt sein.

Landwirtschaftliche Betriebe stünden unter zunehmendem Druck, ökonomischer und effizienter zu sein, erläuterte Markus. Zwangsläufig versuchten daher viele, möglichst preisgünstig zu produzieren. „Deswegen greift man zu einem Futtermittel, das die Kosten minimieren kann“, sagte der Studienleiter. Risiken entstünden dann, wenn Landwirte auf importierte oder vermischte Futtermittel setzten, bei denen die Zusammensetzung nicht genau bekannt sei.

„Tierfutter aus
der Region beziehen“

Landwirte sollten daher Tierfutter von Händlern aus der Region beziehen, von denen bekannt sei, dass sie die Voraussetzungen erfüllten. Für den Zusatz von Proteinen sollten die Landwirte eiweißhaltiges Gemüse wie Erbsen selbst anbauen.

Markus begrüßte den 14-Punkte-Plan, bei dem Agrar- und Verbraucherschutzminister von Bund und Länder stärkere Kontrollen und eine Zulassungspflicht für Futtermittelbetriebe vereinbart hatten. Bei der BSE-Krise vor zehn Jahren habe das Verbot von Tiermehlverfütterung bewirkt, dass es heute kaum noch Fälle von „Rinderwahnsinn“ gebe.

Skeptisch äußerte sich der Argrarwissenschaftler allerdings zur Wirksamkeit von höheren Strafen: „Die Gewinnerwartung ist viel höher als die Strafe.“ Deshalb werde sich kaum jemand von schärferen Strafen davon abhalten lassen.