Essen. . Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) macht für die hohen Benzinpreise auch den schwachen Euro verantwortlich. Die Professorin rät: „Die Verbraucher sollten die freien Tankstellen durch gezielten Einkauf stärken.“

Prof. Claudia Kemfert, Energieexpertin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, macht für die hohen Benzinpreise auch den schwachen Euro verantwortlich.

Worin sehen Sie die Ursachen für die gestiegenen Benzinpreise?

Kemfert: Der wichtigste Faktor ist die Entwicklung des internationalen Ölpreises, gefolgt von der Angebots- und Nachfragesituation bei Benzin. Der Ölpreis ist in der jüngsten Vergangenheit trotz schwächelnder Konjunktur angestiegen. Insbesondere die Streitigkeiten mit dem Iran wirken auf den Ölpreis preissteigernd.

Ist die Versorgung mit Öl gesichert?

Kemfert: Öl ist nicht knapp, es gibt ausreichend Öl auf dem Markt. Aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage ist auch nicht mit deutlichen Nachfragesteigerungen beim Öl zu rechnen.

Spielt auch die Euro-Krise beim Thema Benzinpreis eine Rolle?

Kemfert: Der Euro ist schwach, Öl wird in Dollar gehandelt. In der Vergangenheit hat der relativ schwache Dollar die Ölpreissteigerungen abgemildert. Diesen Effekt haben wir derzeit nicht. Dies bedeutet, dass sich die Ölpreissteigerungen nahezu ungepuffert niederschlagen. Aufgrund der kriselnden Weltwirtschaftslage tendieren Investoren verstärkt dazu, in Rohstoffe wie Öl zu investieren; das treibt den Ölpreis nach oben.

Rechnen Sie mit einem weiteren Preisanstieg?

Kemfert: Aufgrund der eher schwächelnden wirtschaftlichen Lage müsste der Ölpreis derzeit eigentlich viel niedriger sein. Der Konflikt des Westens mit dem Iran treibt derzeit in erster Linie den Ölpreis. Und man weiß derzeit nicht, wie es weitergehen wird.

Funktioniert der Tankstellenmarkt in Deutschland - oder gibt es Veränderungsbedarf?

Kemfert: Der Tankstellenmarkt funktioniert. Die Verbraucher sollten auf jeden Fall Preise vergleichen und die freien Tankstellen durch gezielten Einkauf stärken. Oder noch besser: gleich auf ein Erdgasauto, Hybrid- oder Elektrofahrzeug oder einfach die Bahn umsteigen. Nachhaltige Mobilität zahlt sich aus.