München. . In den Wintersportgebieten sitzen derzeit Hunderte Autofahrer fest. Der Grund: Wegen der extremen Kälte springen Dieselautos nicht an oder gehen nach kurzer Zeit wieder aus. Der übliche Kraftstoff funktioniert nur bis minus 22 Grad Celsius. Beim ADAC gehen zahlreiche Hilferufe ein.

Der strenge Frost hat vor allem im Süden und Osten Deutschlands Hunderte Autos mit Dieselmotor lahmgelegt. Der Autoclub ADAC berichtete am Montag von zahlreichen Pannen, weil der Dieseltreibstoff bei den niedrigen Temperaturen nicht mehr richtig fließt. Vor allem in Vorpommern und anderen östlichen Regionen Deutschlands sowie in Wintersportgebieten komme es zu Problemen, teilte der Club am Montag mit.

Bei Frost bilden sich im Diesel Paraffinkristalle, die den Kraftstofffilter verstopfen können. Die Ölkonzerne garantieren, ihre Dieselprodukte seien im Winter bis minus 22 Grad Celsius flüssig. In der Nacht zum Montag wurden aber Temperaturen bis minus 28 Grad und kälter gemessen.

Der ADAC berichtete am Montag von Hunderte Hilferufen aus den Wintersportgebieten, weil Dieselautos nicht mehr anspringen oder nach kurzer Fahrt den Geist aufgeben. In Vorpommern und Mecklenburg berichtete der ADAC von bis zu 60 Fällen, auch in Brandenburg riefen zahlreiche Dieselfahrer die "Gelben Engel" um Hilfe.

In Rostock war ein Einsatzfahrzeug des ADAC selbst vom versulzten Sprit betroffen, wie Techniker den chemischen Vorgang nennen. "Der Kollege konnte sich aber selbst helfen", sagte der zuständige ADAC-Einsatzleiter Holger Adams. In Sachsen froren an einer Shell-Tankstelle mehrere Diesel-Zapfsäulen ein, wie ein Konzernsprecher in Hamburg mitteilte.

ADAC rät von Experimenten mit offener Flamme ab

In Rottenacker südlich von Ulm versuchten zwei Männer, den Diesel-Tank einer Sattelzugmaschine mit einem Gasbrenner zu erwärmen. Sie setzten sich selbst in Brand und wurden schwer verletzt.

Von solchen Experimenten mit offener Flamme am Motor rät ADAC-Fachmann Adams dringend ab: "Das ist lebensgefährlich." Wenn es aber ein Auto erwischt, kann auch der ADAC bei einem versulzten Motor nicht mehr viel machen. "Der muss abgeschleppt werden, so viele neue Kraftstofffilter haben wir nicht an Bord", sagte Adams. In einer Werkstatt oder Garage muss der Wagen auftauen und braucht möglicherweise einen neuen Filter.

Zur Vorbeugung kann der Autofahrer zum Beispiel in einer warmen Garage parken. Auch eine Standheizung könnte helfen. Der Ölkonzern Aral, aber auch Konkurrenten bieten eine Premiumsorte Diesel an, die bis zu minus 24 Grad funktioniert. Sogenannter Polardiesel, der bis 40 Grad Frost fließt, ist in Deutschland im Alltag nicht zu bekommen.

Früher hatten Dieselfahrer ein paar Liter Benzin dazugemischt, denn Benzin ist frostsicher. Techniker warnen dringend davor, so etwas bei den modernen Dieselmotoren zu tun. Diese hochgezüchteten Triebwerke würden das wesentlich explosivere Benzin nicht überleben. (dapd)