Düsseldorf/Bochum. Der Bochumer Branchenriese Aral zieht Bilanz. Nach wie vor reagieren viele Autofahrer skeptisch auf den Biosprit E 10. Unterdessen will der Tankstellen-Marktführer weiter expandieren. Aral plant 150 neue Tankstellen.

Gut ein Jahr gibt es den Biosprit E 10 an deutschen Tankstellen, doch nach wie vor halten sich viele Autofahrer beim Kauf zurück. Fast jeder fünfte Benzin-Kunde tanke zwar mittlerweile E 10, sagt Stefan Brok, der Chef des deutschen Tankstellen-Marktführers Aral. Allerdings seien mehr als 90 Prozent der Benziner für E 10 geeignet. „Es könnten viel mehr Kunden Geld sparen“, meint der Aral-Chef. Motorschäden durch den Kraftstoff mit dem bis zu zehnprozentigen Bioethanol-Anteil seien ein Mythos. „Es ist bislang noch kein Auto liegengeblieben, das für E 10 zugelassen ist.“ Daher rechne er damit, dass die Kunden den neuen Kraftstoff zunehmend akzeptieren werden.

Brok wagt keine Prognose, wie sich der Benzinpreis in den nächsten Wochen entwickeln wird. Zuletzt mussten Autofahrer an den Tankstellen wieder tiefer in die Tasche greifen. An einigen Aral-Tankstellen im Ruhrgebiet kostete ein Liter Super-Benzin am Donnerstag mehr als 1,60 Euro, der Kraftstoff E 10 war drei Cent günstiger.

Das Geschäftsergebnis des vergangenen Jahres bezeichnete Brok als „zufriedenstellend“. Der Gewinn von Aral habe – ähnlich wie im Vorjahr – bei gut 100 Millionen Euro gelegen, obwohl der Kraftstoffverbrauch leicht zurückgegangen sei. Mit einem Marktanteil von 23 Prozent ist das Bochumer Unternehmen, das zum britischen Mineralölriesen BP gehört, Marktführer in Deutschland – vor Shell mit 21,5 Prozent, Jet mit 10,5 Prozent, den freien Tankstellen mit zehn Prozent sowie Esso und Total mit je 7,5 Prozent.

Aral will die Konkurrenz nun mit der Eröffnung von bis zu 150 neuen Tankstellen unter Druck setzen. „Wir sehen Potenzial für neue Standorte“, sagt Brok. Bis 2017 wolle Aral das Tankstellen-Netz um jährlich bis zu 30 Stationen erweitern. Dafür seien Investitionen in Höhe von 150 Millionen Euro geplant, unter anderem für den Neubau von Tankstellen.

Geschäft mit Tabak und Kaffee

Dabei ist die Zahl der Tankstellen in Deutschland seit Jahren rückläufig. Ende der 90er Jahre gab es rund 16 600 Stationen, derzeit sind es noch 14 700. Aral verfügt über rund 2500 Tankstellen, an denen etwa 20 000 Beschäftigte arbeiten. Im vergangenen Jahr hatte die BP-Tochterfirma noch 15 Stationen geschlossen.

Der Expansion von Aral sind grundsätzlich Grenzen gesetzt. Größere Übernahmen dürften das Bundeskartellamt auf den Plan rufen. Die Wettbewerbshüter kritisieren seit Jahren die Marktmacht der Ölmultis.

Aral-Chef Brok betont, das größte Geschäft machen die Tankstellen-Betreiber schon lange nicht mehr mit Benzin oder Diesel, sondern mit Tabakwaren, Kaffee, Säften und Süßigkeiten. „Mit mehr als 60 Prozent Anteil am Gesamtertrag ist das Shop-Geschäft mittlerweile die mit Abstand wichtigste Einkommensquelle der Tankstellenbetreiber“, sagt Brok. Das Geschäft mit der Autowäsche erreiche einen Anteil von 18 Prozent, der Verkauf von Kraft- und Schmierstoffen folge erst auf Platz drei mit zwölf Prozent.