Essen. . RWE hat eine Kapitalerhöhung beschlossen. Insgesamt 80,4 Millionen Anteilsscheine dürften dem Energieversorger zwei Milliarden Euro einbringen.

Der Essener Energiekonzern RWE traut sich trotz Schuldenkrise der Euro-Länder und der Turbulenzen an den Finanzmärkten eine Erhöhung des Grundkapitals zu und gibt Aktien aus. Wie RWE am Montag mitteilte, will der Konzern insgesamt 80,4 Millionen Anteilsscheine verkaufen, 52,3 Millionen neue Aktien und 28,1 Millionen Aktien, die RWE hält.

Für die erste Tranche ist das Bezugsrecht der bisherigen RWE-Aktionäre ausgeschlossen. Diese Aktien sollen bereits am Dienstag an institutionelle Anleger wie Fonds oder Versicherungen gehen. Für die anderen Aktien gilt für bisherige Anteilseigner eine Bezugsfrist von 8. bis 21. Dezember. Beo­bachter schätzen, dass RWE so sein Eigenkapital um zwei Milliarden Euro verstärkt.

Reaktion auf Folgen des Atomausstiegs

Hintergrund: Der Konzern hat sich für die Investitionsprogramme der letzten Jahre stark verschuldet und will mit einer Erhöhung des Eigenkapitals die Bilanz ins Lot bringen. Mit der Kapitalerhöhung bekommt die Strategie, mit der RWE auf die Folgen des Atomausstiegs reagiert, eine weitere Säule. Die Essener haben bereits ein Programm zum Verkauf von Unternehmensteilen angeschoben, das elf Milliarden Euro einbringen soll. Zudem laufen Sparmaßnahmen, die bis Ende 2012 gegenüber 2006 rund 1,5 Milliarden Euro auf die Waage bringen sollen. Am 12. Dezember wird der Aufsichtsrat über die mittelfristigen Ziele bis 2014 beraten. Beobachter erwarten, dass das Sparprogramm verlängert und möglicherweise verschärft wird. Das muss nicht zwingend einen verschärften Personalabbau bedeuten. Gewerkschaften und Management verhandeln über eine Verlängerung der Beschäftigungsgarantie, die bis Ende 2012 den Ausschluss von Kündigungen vorsieht.

25 Prozent der Aktien in kommunaler Hand

Dem Vernehmen nach soll die Kapitalerhöhung die Steuervorteile der kommunalen Aktionäre nicht berühren. Hintergrund: Die Kommunen, darunter viele Ruhrgebietsstädte wie Essen, Dortmund oder Mülheim, halten Anteile an an dem Konzern. Wenn RWE nun Aktien ausgibt, die hoch verschuldeten Kommunen keine neue Aktien erwerben können, sinkt deren Anteil an RWE. Derzeit liegen rund 25 Prozent der Aktien in kommunaler Hand. Von enormer finanzieller Bedeutung ist die Grenze von gut 15 Prozent der Anteile, die die Kommunen in einer „Vorschaltgesellschaft“ gebündelt haben. Dies ermöglicht den Kommunen, das „steuerliche Schachtelprivileg“ zu nutzen: Die Dividenden des RWE-Konzerns sind dadurch von der Gewerbesteuer befreit. Die Ersparnis macht einen zweistelligen Millionen-Betrag aus. Die Kapitalerhöhung dürfte diese Grenze unberührt lassen.