Düsseldorf. Angestellte in der nordwestdeutschen Stahlindustrie bekommen mehr Geld. Gewerkschaft und Arbeitgeber einigten sich in der Nacht nach langen Verhandlungen auf ein neues Tarifpaket. Dies sieht unter anderem eine Lohnerhöhung von 3,8 Prozent und die unbefristete Übernahme von Azubis vor.

Der Tarifkonflikt in der nordwestdeutschen Stahlindustrie ist beigelegt. IG Metall und Arbeitgeber schnürten nach langen Verhandlungen in der Nacht zum Dienstag ein Paket für die rund 75.000 Beschäftigten. Es sieht neben einer Erhöhung der Löhne und Gehälter um 3,8 Prozent bei einer Laufzeit von 15 Monaten auch Verbesserungen bei der unbefristeten Übernahme von Auszubildenden vor. Hier soll der Gewerkschaft zufolge die Mitbestimmung in den Betrieben gestärkt werden.

"Das war eine schwere Geburt", sagte der Verhandlungsleiter der IG Metall, Oliver Burkhard, nach einem fast zwölfstündigen Verhandlungsmarathon. Seine Gewerkschaft habe sich aber in einem wichtigen Punkt durchgesetzt - "es gibt demnächst die unbefristete Übernahme Auszubildender als Regelfall", betonte er. Auch solle die Mehrheit der bereits in Ausbildung befindlichen jungen Menschen in der Branche übernommen werden. Bei der Altersteilzeit seien zudem Verbesserungen vereinbart worden. Hier habe sich die Gewerkschaft aber mehr gewünscht. In Gesprächen mit den Arbeitgebern sollten nun in Zukunft weitere Modelle für den flexiblen Ausstieg aus dem Erwerbsleben geklärt werden. Der Lohnabschluss von 3,8 Prozent sei ein "herausragendes Ergebnis".

Pilotcharakter für die beiden weiteren Tarifbezirke

"Wir können mit dem Abschluss leben", sagte der Chef der Stahlarbeitgeber, Helmut Koch. Er sei auch vor dem Hintergrund unsicherer Aussichten auf die wirtschaftliche Entwicklung im kommenden Jahr vertretbar. Die Laufzeit bis zum Jahr 2013 sei dabei ein Vorteil. "Dies ist kein Abschluss im Zeichen der Krise", unterstrich er. Doch sähen die Stahlkocher die Lage nicht mehr so optimistisch wie noch zu Jahresbeginn.

Die Arbeitgeber hatten in der Vergangenheit darauf verwiesen, dass die Konjunkturaussichten der Schwerindustrie alles andere als rosig seien. Weltmarktführer ArcelorMittal hatte jüngst vor drohenden Einbußen gewarnt. Der Konzern hat wie ThyssenKrupp und Salzgitter seine Produktion bereits gekürzt - allerdings auch, um die Preise zu stützen. Eine übereinstimmende Einschätzung zur weiteren konjunkturellen Entwicklung gibt es in der Branche nicht. So hatte sich etwa Salzgitter-Chef Heinz Jörg Fuhrmann in einem Reuters-Interview zuversichtlich gezeigt. Das Geschäft laufe zurzeit "besser, als manche glauben mögen", hatte er gesagt.

Tarifabschlüsse in der nordwestdeutschen Stahlindustrie haben traditionell Pilotcharakter für die beiden übrigen Tarifbezirke in Ostdeutschland und dem Saarland. (rtr)