München. Das Landgericht in München hat die bislang höchste Schadensersatzforderung gegen die Hypo Real Estate abgeblockt. Es sei unklar, wer tatsächlich hinter den Forderungen stehe, entschied das Gericht am Donnerstagmittag. Jetzt soll jeder Fonds seine Klagen einzeln formulieren.
Die bislang höchsten Schadenersatzforderungen gegen den inzwischen verstaatlichten Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate (HRE) sind zumindest vorläufig abgeblockt worden. Eine von einer Gruppe institutioneller Anleger erhobene Forderung über 320 Millionen Euro sei nicht ausreichend begründet, entschied das Landgericht München I am Donnerstag. Außerdem sei unklar, wer tatsächlich hinter den Forderungen stehe. «Im Moment ist für uns die Klage nicht entscheidungsreif», sagte der Vorsitzende Richter und forderte den Klägeranwalt zu Nachbesserungen seiner Klageschrift auf.
Gesamtforderung beläuft sich auf 320 Millionen Euro
Vor allem die Sammlung der Forderungen von 56 Fonds durch einen Rechtsanwalt als Klägervertreter bemängelte das Gericht als unübersichtlich. Erst kurzfristig hatten sich 16 weitere Fonds der Sammelklage angeschlossen, weshalb sich die ursprüngliche Forderung in Höhe von 200 Millionen Euro auf 320 Millionen Euro erhöht hatte.
Es sei unklar, wer genau Schadenersatz fordere, kritisierte der Vorsitzende Richter. Deshalb regte das Gericht an, dass jeder Fonds seine Forderungen einzeln als Klage formuliert. Darüber hinaus stehe für einen Teil der Forderungen die Verjährung im Raum, erklärte das Gericht zu Prozessbeginn. Der weitere Verlauf des Prozesses war zunächst nicht absehbar, Gericht, Kläger und Vertreter der HRE diskutierten über die Konsequenzen aus den Bedenken des Gerichts über die Klage.
Bank habe nicht rechtzeitig über Risiken gewarnt
In dem Prozess geht es um Forderungen von rund 40 Fondsgesellschaften aus dem In- und Ausland aus dem Zeitraum von 11. Juli 2007 bis 15. Januar 2008, die an den Anwalt und Kläger Christian Wefers abgetreten worden sind. Laut Gericht ist der zentrale Vorwurf, die Bank habe nicht rechtzeitig über Risiken aus faulen US-Wertpapieren gewarnt. Als die HRE am 15. Januar überraschend über einen Abschreibungsbedarf von 390 Millionen Euro informierte stürzte der Kurs ihrer Aktien ab.
Der Kläger wirft der inzwischen verstaatlichten Bank vor, die Anleger systematisch über die Schieflage des Instituts getäuscht zu haben. Die HRE habe sowohl Informationen verschwiegen, als auch falsch informiert, sagte Klägeranwalt Andreas Tilp vor Prozessbeginn. Die HRE bestreitet laut Gericht die Vorwürfe. (ap/afp)