München. Zahlreiche Aktionäre der Münchner Hypo Real Estate wollen in einem Musterprozess mindestens 200 Millionen Euro Schadenersatz einklagen. Der frühere HRE-Vorstand soll Risiken verschwiegen haben, heißt es in einem Zeitungsbericht am Mittwoch. Anleger seien systematisch getäuscht worden.

Zahlreiche Aktionäre der Hypo Real Estate (HRE) wollen nach Informationen der «Süddeutschen Zeitung» in einem Musterprozess mindestens 200 Millionen Euro Schadensersatz einklagen. Der frühere Vorstand solle Risiken verschwiegen haben, berichtet das Blatt in seiner Mittwochsausgabe. Hinter der Massenklage stehen den Angaben zufolge Fonds mit tausenden Anlegern. Da die HRE verstaatlicht wurde, müsste am Ende der Bund zahlen.

Klage könnte für Steuerzahler teuer werden

Am Donnerstag kommender Woche wird laut «SZ» beim Landgericht München I ein Schadensersatzantrag gegen die HRE verhandelt, der weit über bisherige Forderungen anderer Aktionäre im Umfang von einigen Millionen Euro hinausgeht. Die neue Klage könne die Steuerzahler zusätzliches Geld kosten, nachdem der Bund das Immobilien- und Pfandbriefinstitut vor der Pleite gerettet hat, um eine Bankenkrise in Deutschland zu verhindern.

Der Jurist Christian Wefers verlange für mehrere Kapitalanlagefonds aus Deutschland und anderen Ländern, die HRE-Aktien besitzen, nach eigenen Angaben in einem ersten Schritt mehr als 200 Millionen Euro Schadensersatz. Eine Aufstockung der Klage um mehrere Hundert Millionen Euro sei absehbar, berichtet die Zeitung.

Anleger systematisch getäuscht

Wefers tritt laut «SZ» bei Gericht als Kläger auf, vertreten wird er von dem Tübinger Anleger-Anwalt Andreas Tilp, der bereits andere Musterverfahren führt, darunter auch einen Prozess in Frankfurt gegen die Deutsche Telekom. Dort klagen 17.000 Aktionäre auf Schadensersatz. «Der Fall HRE ist mindestens genauso bedeutsam», glaubt Tilp.

Er und Wefers werfen der HRE vor, die Aktionäre systematisch über den wahren Zustand des Instituts getäuscht zu haben. Hätten die Anleger die prekäre Lage der HRE gekannt, hätten sie keine Aktien gekauft und keinen Schaden erlitten, sagte Tilp. «Wir gehen von fortlaufenden Verstößen von Juli 2007 bis Oktober 2008 aus.» Damals war noch der alte HRE-Vorstand um Ex-Bankchef Georg Funke im Amt, gegen den die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt. (afp)