Berlin. Bis zu 10000 Arbeitsplätze würde der Finanzinvestor RHJ International (RHJI) bei einer Übernahme von Opel europaweit abbauen - davon rund 3900 in Deutschland, heißt es in einem Medienbericht. Die Kapazitäten sollen auch in Bochum verkleinert werden.
Der Finanzinvestor RHJ International (RHJI) will im Falle einer Übernahme des angeschlagenen Autobauers Opel maximal 10.000 Stellen in den europäischen Opel-Werken streichen. Das sagte der Vorstandsvorsitzende von RHJI, Leonhard Fischer, in einem Interview mit der "Bild"-Zeitung. Auf die Frage, ob neben den im Rettungskonzept vorgesehenen Stellenstreichungen noch mehr Jobabbau in den Folgejahren drohe, sagte Fischer: «Wir müssen europaweit knapp 10.000 Stellen streichen. Nicht mehr. Das gilt.» Wie das «Handelsblatt» unter Berufung auf das am Mittwoch in Berlin vorgestellte Konzept des Finanzinvestors berichtete, plant RHJI einen Abbau von rund 9900 Arbeitsplätzen in Europa, davon 3900 in Deutschland.
Langfristige Beteiligung geplant
Fischer betonte zugleich, dass sich die Investmentgesellschaft langfristig an Opel beteiligen will. «Wir sind eine börsennotierte Industrieholding und denken in langen Zeiträumen. Das trifft auch bei Opel zu», sagte der RHJI-Chef der «Bild"-Zeitung. Er wies Spekulationen als «Unsinn» zurück, wonach sich RHJI schon nach wenigen Jahren wieder von der Beteiligung trennen wolle. Die Gewerkschaften werfen dem Investor vor, Opel nur kurzzeitig übernehmen und nach einer Sanierung von General Motors an den Mutterkonzern zurückgeben zu wollen.
RHJI-Verhandlungsführer Gerd Häusler sagte dem «Handelsblatt": «Es gibt keinerlei Verpflichtung, dass RHJ zu irgendeinem Zeitpunkt seinen Anteil an Opel an General Motors wieder verkauft.» Solange die staatlichen Hilfen nicht vollständig zurückgezahlt seien, sei ein Ausstieg oder Weiterverkauf der Opel-Anteile ohnehin ausgeschlossen. Für die Zeit danach seien ein Verkauf an einen dritten Investor oder ein Börsengang denkbar. Laut «Handelsblatt» strebt RHJI eine Mehrheit von 50,1 Prozent bei Opel an, dem US-Mutterkonzern General Motors will der Investor demnach 39,9 Prozent an der neuen Gesellschaft einräumen. Die restlichen zehn Prozent sollen die Mitarbeiter erhalten. Investieren will RHJ rund 300 Millionen Euro in Opel, wie es heißt.
Kapazitäten in Bochum sollen verkleinert werden
RHJI-Chef Fischer gab in der «Bild"-Zeitung eine Bestandsgarantie für alle vier Opel-Werke in Deutschland ab. «Um es deutlich zu sagen: Wir werden alle vier deutschen Opel-Werke erhalten», erklärte er. Laut «Handelsblatt» sollen das belgische Opel-Werk in Antwerpen im Frühjahr 2010 geschlossen und der thüringische Standort Eisenach für zwei Jahre stillgelegt werden, bevor die Produktion dort 2012 wieder anlaufen soll. Die Kapazitäten in Bochum, Eisenach und Kaiserslautern sollen demnach verkleinert werden.
Nach Informationen der «Frankfurter Rundschau» sollen die Beschäftigten im Werk Eisenach im nächsten und übernächsten Jahr auf Kurzarbeit gesetzt werden, bis die Produktion des neuen Corsa anläuft. Am Donnerstag hatte die Ministerpräsidenten der vier Bundesländer mit Opel-Standorten das RHJ-Konzept erneut scharf kritisiert. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) nannte die Pläne für Eisenach «geradezu abstrus». Ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Regierungschefs Jürgen Rüttgers (CDU) nannte die Pläne für sein Bundesland «nicht akzeptabel». Unterdessen lobte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) das Konzept des österreichisch-kanadischen Autozulieferers Magna. (afp/ddp)