Essen. Hochtief setzt auf neue Rechenzentren – nicht nur in den USA, sondern auch in Heiligenhaus. Aufträge auch von Facebook-Mutter Meta.

Der Bau von Rechenzentren entwickelt sich für den Essener Konzern Hochtief zu einem rasant wachsenden Geschäft. Da der Bedarf an Datenbanken, Speichern und Netzwerken steige und künstliche Intelligenz auf dem Vormarsch sei, sehe sein Unternehmen „sehr attraktive Chancen“, sagt Hochtief-Chef Juan Santamaria bei der Vorlage seiner Bilanzzahlen für das zurückliegende Geschäftsjahr. Der Trend zu mehr Rechenzentren werde „voraussichtlich noch mehrere Jahre anhalten“, prognostiziert der Manager. Hochtief will daran mitverdienen.

Erst unlängst habe der Konzern in den USA einen Auftrag von Mark Zuckerbergs Weltkonzern Meta für den Bau eines Mega-Rechenzentrums in Louisiana erhalten. Das Vorhaben des Mutterkonzerns von Facebook und Instagram, das zusammen mit weiteren Unternehmen realisiert werden solle, sei rund zehn Milliarden US-Dollar schwer – und damit „eines der größten Projekte, die jemals in diesem Sektor angekündigt wurden“, berichtet Hochtief-Chef Santamaria.

Der Auftragsbestand von Hochtief im Zusammenhang mit Rechenzentren sei Ende vergangenen Jahres auf rund acht Milliarden Euro gewachsen. Das entspreche mittlerweile mehr als zwölf Prozent des Gesamtvolumens des Konzerns und sei doppelt so viel wie im Jahr 2022. Dabei werde es aber nicht bleiben. „Er wird weiter steigen“, sagt Santamaria mit Blick auf den Auftragsbestand. „Für die Zukunft wird ein zweistelliges Wachstum der gesamten Rechenzentrumskapazität bis 2030 prognostiziert.“

15 neue Rechenzentren für Deutschland angestrebt

Ein Hochtief-Projekt in diesem Bereich gibt es auch in Nordrhein-Westfalen. Im März 2024 gab es den symbolischen ersten Spatenstich für ein neues Rechenzentrum in Heiligenhaus. Gemeinsam mit dem Infrastruktur-Investor Palladio Partners hat Hochtief einen Rahmenvertrag mit dem Infrastruktur-Investor Palladio Partners abgeschlossen, um in Deutschland 15 Rechenzentren zu realisieren.

In Heiligenhaus baut Hochtief eigenen Angaben zufolge auf einem rund 9000 Quadratmeter großen Grundstück. Schon in wenigen Monaten soll der Bau des „Yexio-Rechenzentrums“ fertiggestellt sein und der Betrieb starten. Durch Wasserkühlung soll der Betrieb im Vergleich zu luftgekühlten Rechenzentren deutlich energieeffizienter sein.

Hochtief-Chef Juan Santamaria: „Für die Zukunft wird ein zweistelliges Wachstum der gesamten Rechenzentrumskapazität bis 2030 prognostiziert.“
Hochtief-Chef Juan Santamaria: „Für die Zukunft wird ein zweistelliges Wachstum der gesamten Rechenzentrumskapazität bis 2030 prognostiziert.“ © HochTief | Christoph Schroll

Im November vergangenen Jahres hatte Hochtief berichtet, das Tochterunternehmen Turner habe in den USA mit den Arbeiten für ein Zwei-Milliarden-Dollar-Rechenzentrumsprojekt in New Albany, Ohio, begonnen. Auf einem 20 Fußballfelder großen Campus soll im Mittleren Westen der Vereinigten Staaten eine „sichere und zuverlässige Infrastruktur für Cloud-Technologien und künstliche Intelligenz“, erklärte Hochtief in diesem Zusammenhang. Hochtief-Chef Santamaria formuliert generell das Ziel, sein Unternehmen wolle eine „führende Position auf den Märkten für Rechenzentren, Spitzentechnologie und Energie“ einnehmen.

Hochtief will Rechenzentren nicht nur bauen, sondern auch betreiben

Auch eine „strategische Weiterentwicklung“ strebe Hochtief an, kündigt Santamaria an. Sein Unternehmen wolle Rechenzentren nicht nur bauen, sondern auch besitzen und betreiben. „Dies bietet dem Konzern eine zusätzliche Möglichkeit, in diesem Sektor in Zukunft erheblichen Wert zu schaffen“, sagt der Manager. In Australien habe Hochtief im vergangenen Jahr bereits einen Standort erworben, um ein Rechenzentrum mit einer Kapazität von 200 Megawatt zu entwickeln.

Für das zurückliegende Geschäftsjahr zieht Hochtief-Chef Santamaria eine positive Bilanz. Der Auftragsbestand des Konzerns bewege sich „auf Rekordniveau“ und habe zum Jahresende auf 67,6 Milliarden Euro zugelegt – ein Plus von 12,2 Milliarden Euro oder 22 Prozent.

Dividende von Hochtief soll kräftig steigen

Hochtief gehört mehrheitlich dem spanischen Bauriesen ACS und ist stark in den USA und in Australien aktiv. Zu dem internationalen Firmengeflecht gehören Branchenriesen wie Cimic (Australien) und Turner (USA). So arbeitet nur ein kleiner Teil der weltweit rund 57.000 Beschäftigten in Deutschland.

ACS hält rund 75 Prozent der Hochtief-Aktien – und kann sich über eine kräftig steigende Gewinnausschüttung freuen. Für das vergangene Geschäftsjahr plant Hochtief eine Dividende von 5,23 Euro je Aktie – eine Erhöhung um 19 Prozent.

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