Essen. 2019 hat der Baukonzern Hochtief Pläne für eine neue Zentrale in Essen präsentiert. Das Projekt sei nicht begraben, so der Konzernchef.
Schon im Jahr 2019 hat der Baukonzern Hochtief Pläne für eine neue Unternehmenszentrale in Essen vorgestellt. Ein prestigeträchtiger Bau am historischen Firmensitz für rund 1100 Arbeitsplätzen sollte nach den Worten des damaligen Vorstandschefs Marcelino Fernández Verdes auch ein „klares Bekenntnis zum Standort Essen“ sein. Realisiert worden ist das Projekt aber bislang nicht. „Wir haben diese Pläne nicht aufgegeben“, sagt der amtierende Hochtief-Chef Juan Santamaría Cases auf Nachfrage unserer Redaktion bei einer digitalen Bilanz-Pressekonferenz. Aufgrund der hohen Zinssätze habe Hochtief das Vorhaben für den traditionsreichen Essener Opernplatz einstweilen gestoppt. Sobald sich der Markt verbessere, wolle Hochtief die Pläne aber überarbeiten.
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Dabei läuft es schon jetzt insgesamt gut für Hochtief, wie Vorstandschef Juan Santamaría Cases berichtet. „2023 war für Hochtief ein erfolgreiches Jahr“, sagt er. Der Umsatz und der Gewinn seien gewachsen. Der Auftragsbestand sei innerhalb von zwölf Monaten um 3,9 Milliarden Euro auf 55,3 Milliarden Euro gestiegen. Das zurückliegende Geschäftsjahr habe Hochtief mit einem Nettofinanzvermögen von 872 Millionen Euro beendet, „und das, nachdem wir im Juli vorigen Jahres eine Gesamtdividende von 301 Millionen Euro an die Aktionäre ausgeschüttet haben“, so der Konzernchef. Aufgrund der starken Entwicklung von Hochtief plane das Unternehmen nun eine Dividende von 4,40 Euro je Aktie – ein Anstieg um zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Hochtief gehört mehrheitlich zum spanischen Branchenriesen ACS
Hochtief gehört mehrheitlich dem spanischen Bauriesen ACS und ist stark in den USA und in Australien aktiv. Zu dem internationalen Firmengeflecht gehören Branchenriesen wie Cimic (Australien) und Turner (USA). So arbeitet nur ein kleiner Teil der Beschäftigten in Deutschland. Von den rund 41.500 Hochtief-Jobs befinden sich Unternehmensangaben zufolge rund 3200 in Deutschland, davon etwa 1200 in Essen und 1800 in NRW.
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In seiner Rede zur Jahresbilanz listet Hochtief-Chef Juan Santamaría Cases auf, wo sich die großen Projekte des Konzerns befinden. So gewann die Tochterfirma Cimic beispielsweise mehrere Aufträge zum Bau von Rechenzentren in Hongkong, auf den Philippinen und in Malaysia. Turner bekam vom US-Internetgiganten Meta (Facebook) den Auftrag zum Bau eines Rechenzentrums in Indiana. Eine starke Stellung habe Hochtief auch auf dem „Energiewende-Markt“. In den USA zähle sein Konzern über Turner zu den führenden Anbietern beim Bau von Gigafabriken für Elektrofahrzeug-Batterien, sagt Juan Santamaría Cases.
Auch in Europa und Deutschland will Hochtief vom Bau neuer Rechenzentren profitieren. „Wir haben in Europa und im asiatisch-pazifischen Raum eine umfangreiche Pipeline von Investitionsmöglichkeiten in Rechenzentren identifiziert“, sagt der Konzernchef. Auch am Bau und Betrieb eines Schnellladenetzes für Elektrofahrzeuge in Deutschland will sich Hochtief beteiligen. Von Wohnungsbau-Projekten auf dem Heimatmarkt lässt das bundesweit größte Unternehmen der Branche hingegen die Finger. Vom starken Rückgang in diesem Bereich sei Hochtief damit nicht betroffen, betont Juan Santamaría Cases. Sein Unternehmen fokussiere sich in Deutschland auf Themen, bei denen Wachstum möglich sei. Als Beispiel nennt er den Bau von Krankenhäusern sowie Bildungs- und Forschungseinrichtungen.