Essen/Berlin. Bundeskanzler Scholz wird zu Besuch bei Thyssenkrupp im Februar in Duisburg erwartet. Er bekräftigt: „Keine Option vom Tisch nehmen“.

Angesichts von Plänen zum Abbau und zur Ausgliederung von 11.000 Arbeitsplätzen bei Deutschlands größtem Stahlkonzern Thyssenkrupp Steel sieht Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) das Management des Unternehmens in der Pflicht, „verantwortungsvolle Lösungen“ zu finden. Der Bundeskanzler beobachte die Lage bei Thyssenkrupp Steel und sei mit den Beteiligten im Austausch, erklärte eine Regierungssprecherin am Freitag (10. Januar) auf Anfrage unserer Redaktion.

Zur Frage nach weiteren Maßnahmen bei Thyssenkrupp habe Bundeskanzler Scholz wiederholt gesagt, dass er „keine Option vom Tisch nehmen“ werde. Im Gespräch mit unserer Redaktion in Berlin hatte Scholz Ende vergangenen Jahres betont, es komme „jetzt darauf an, die Stahlherstellung in Deutschland langfristig zu sichern“. Der SPD-Politiker hielt sich auch einen Staatseinstieg bei Thyssenkrupp Steel offen. „Ich nehme jetzt keine Option vom Tisch. Solche Beteiligungen gab es immer wieder, zuletzt bei der Meyer Werft in Papenburg, aber auch beim Energieunternehmen Uniper oder während der Pandemie bei der Lufthansa“, sagte Scholz. „Unser Engagement ist zeitlich befristet und soll den Unternehmen helfen, Durststrecken zu überwinden, damit mögliche Investitionen nicht am fehlenden Eigenkapital scheitern.“

Im September 2021 hatte Olaf Scholz (SPD) den Stahlstandort Duisburg von Thyssenkrupp kurz vor der Bundestagswahl noch als Kanzlerkandidat besucht.
Im September 2021 hatte Olaf Scholz (SPD) den Stahlstandort Duisburg von Thyssenkrupp kurz vor der Bundestagswahl noch als Kanzlerkandidat besucht. © Ulf Meinke | Ulf Meinke

Bundeskanzler Scholz habe ebenso betont, dass „sehr genau mit dem Unternehmen, mit den Betriebsräten und Gewerkschaften besprochen werden muss, was sinnvoll ist“, erklärte die Regierungssprecherin nun auf Anfrage unserer Redaktion. „Richtig ist aber auch, dass immer zuallererst die Unternehmen gefordert sind, ihrer unternehmerischen Verantwortung gerecht zu werden und verantwortungsvolle Lösungen zu finden. Das gilt auch für die Stahlsparte von Thyssenkrupp.“

Besuch von Kanzler Scholz bei Thyssenkrupp in Vorbereitung

Derzeit laufen Vorbereitungen für einen Besuch von Scholz bei Thyssenkrupp am Stahlstandort Duisburg. Voraussichtlich werde der Kanzler am 4. Februar auf Einladung von Konzernbetriebsratschef Tekin Nasikkol nach Duisburg kommen, berichten Arbeitnehmervertreter. Dabei seien unter anderem Gespräche mit Beschäftigten aus der Stahlsparte von Thyssenkrupp geplant. Die Bundesregierung erklärte mit Blick auf einen möglichen Besuch, Termine des Bundeskanzlers würden in der Regel am Freitag der Vorwoche angekündigt oder bestätigt.

Das Stahl-Management von Thyssenkrupp plant massive Einschnitte im Unternehmen. Neben 5000 direkten Stellenstreichungen will der Stahl-Vorstand bis zum Jahr 2030 etwa 6000 Arbeitsplätze ausgliedern. Thyssenkrupp-Konzernchef Miguel López verfolgt zudem Pläne für den Verkauf weiterer Anteile am Stahlunternehmen an eine Firma des tschechischen Geschäftsmanns Daniel Kretinsky.

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