Essen. Amtsgericht entlässt Kaufhauskette aus drittem Insolvenzverfahren. Neue Eigentümer übernehmen - und streichen die Namen Karstadt und Kaufhof.

Galeria Karstadt Kaufhof hat auch sein drittes Insolvenzverfahren binnen vier Jahren überlebt: Das zuständige Amtsgericht Essen hat es mit Beschluss vom Montag nach sieben Monaten aufgehoben und Deutschlands letzte große Kaufhauskette damit einmal mehr zurück in die Eigenständigkeit entlassen. Damit ist nun auch der Weg frei für die Übernahme des Unternehmens durch die US-Investmentgesellschaft NRDC Equity Partners und den Unternehmer Bernd Beetz, der zuleich Präsident des Fußball-Drittligisten Waldhof Mannheim ist.

Das bedeutet auch den Vollzug zweier historischer Einschnitte für den Warenhauskonzern: Zum einen werden die Kultnamen Karstadt und Kaufhof gestrichen. Der jahrzehntelange Konkurrenzkampf und das mit der Kaufhof-Übernahme erzwungene und von drei Insolvenzen überschattete Miteinander der beiden Traditionsketten findet damit sein Ende. Die neuen Eigentümer wollen mit den Namen auch das in den vergangenen Jahren verstärkte Negativimage ablegen. Das Unternehmen firmiert laut Amtsgericht nun als Kommanditgesellschaft „Galeria S.à.r.l & Co. KG“ mit der „Naboo Holdings S.à r.l“ als neuer Mutter. Die sitzt im Steuerniedrigland Luxemburg.

Karstadt verlässt endgültig Essen und zieht nach Düsseldorf

Zweitens ist der vollständige Rückzug aus der Karstadt-Heimat Essen nun endgültig fix - Galeria teilte am Montag mit, die Unternehmenszentrale werde im kommenden Jahr „planmäßig von Essen nach Düsseldorf ziehen“ - und zwar ins altehrwürdige Kaufhausgebäude an der Schadowstraße. Gleichzeitig läuft der Ausverkauf im Limbecker Platz, der letzten Essener Galeria-Filiale.

Der Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus erklärte am Montag, es sei gelungen, die Kostenstruktur auf ein „angemessenes Niveau“ zu senken und Galeria damit eine gute Ausgangslage zu geben, um als mittelständisches Unternehmen in eine neue Zukunft zu starten. Er wünscht sich für den Neustart mit rund 12.000 Mitarbeitenden und 83 Filialen etwas Milde von der Öffentlichkeit für das Unternehmen: „Neue Regierungen oder Minister bekommen zumeist eine Schonfrist von 100 Tagen. Ich würde mir wünschen, das bekäme Galeria mit den neuen Eigentümern auch. Am besten gleich 300 Tage, um das künftige Konzept Schritt für Schritt umzusetzen“, sagte Denkhaus.

Fast ein Jahr Schonfrist wären bei der letzten Insolvenz freilich zu lang gewesen - nach der Beendigung des zweiten Insolvenzverfahrens im Sommer 2023 verging nur ein gutes halbes Jahr, bis das nächste beim Amstgericht beantragt wurde. Allerdings unter ganz anderen Bedingungen - diesmal war die deutsche Kaufhauskette im Zuge der Pleite ihrer österreichischen Mutter Signa des Immobilien-Jongleurs René Benko mit in den Insolvenzstrudel gezogen worden.

Beschäftigte hoffen auf Befreiungsschlag

Den Eigentümerwechsel sehen erklärtermaßen nicht nur Insolvenzverwalter Denkhaus und Geschäftsführer Olivier Van den Bossche als Befreiungsschlag, sondern auch viele Beschäftigte, die hoffen, dass nun endlich etwas Ruhe im Unternehmen einkehrt.

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Bernd Beetz gab sich auch im Namen der Miteigentümerin NRDC optimistisch: „Dank der Anstrengungen aller Beteiligten haben wir eine Basis geschaffen, die dem Unternehmen eine klare Zukunftsperspektive gibt. Jetzt werden wir im Schulterschluss mit dem Management und der Belegschaft eine neue Unternehmenskultur starten“, sagte er. „Galeria wird sich mit starken Sortimenten auf seine Kernkompetenz als Warenhaus konzentrieren“, versprach Van den Bossche.

Verfügbares Geld ist dank des Verzichts der Gläubiger auf 97,5 Prozent ihrer offenen Forderungen wieder vorhanden: Laut Insolvenzverwalter Denkhaus startet Galeria nun „mit einer verfügbaren Liquidität im neunstelligen Bereich in die Zukunft“, also mit einer dreistelligen Millionensumme.

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