Essen. .

Bei seiner ersten Rede als neuer Vorstandschef von Eon hielt sich Johannes Teyssen bedeckt. Wohin genau der studierte Jurist den größten deutschen Energieversorger führen will, verriet er noch nicht. Auf der Hauptversammlung legte er nur in einem Punkt ein klares Bekenntnis ab.

Er ist der Mann des Tages. Johannes Teyssen (50) umwirbt bei seiner ersten Rede als Chef des größten deutschen Energieversorgers Eon die Eigentümer. Die Aktionäre danken es ihm auf der Hauptversammlung in Essen mit teils kräftigem Applaus. Doch das sind lediglich Vorschusslorbeeren für Teyssen.

Der studierte Jurist arbeitet zwar seit 1989 bei dem Versorger und sitzt seit 2004 im Eon-Vorstand. Den Chefsessel aber übernahm Teyssen erst am 1. Mai von Wulf Bernotat. Bernotat hat den Konzern, der vor zehn Jahren aus der Verschmelzung von Veba und Viag hervorging, umgebaut und für Geschäfte in der weiten Welt geöffnet. Aufsichtsratschef Ulrich Hartmann drückte das gestern vor den Aktionären so aus: „Eon wurde zu einem bedeutenden internationalen Strom- und Gasunternehmen ausgebaut.“

Strategie-Aussagen im Sommer

Nun wollen die Aktionäre wissen, was Teyssen plant. Doch der hält sich bei seinem ersten öffentlichen Auftritt bedeckt, referiert zwar über vergangene Erfolge, aber sagt nichts dazu, in welche Richtung er Eon lenken wird. Zu seiner Strategie will der Neue erst im Sommer etwas sagen.

Das missfällt Aktionärsvertretern. So lobt Hans-Martin Buhlmann von der Vereinigung institutioneller Privatanleger (VIP) zwar, dass Teyssen „gut und geschickt“ geredet habe. Doch der Eon-Chef habe nicht gesagt, was er mit dem Konzern vorhat.

Auch Thomas Hechtfischer von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) lobt Teyssen: Seine erste Rede sei ein „gelungener Einstieg“, das zeige auch der Aktionärsapplaus. „Die Erwartungen sind hoch“, sagt der DSW-Experte und betont mit Blick auf Teyssens mehrjährige Eon-Karriere: „Wenn einer nicht bei Null anfängt, dann sind Sie das.“ Doch auch er will wissen, was Teyssen plant.

Mehrere Baustellen im Konzern

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Dieses Drängen ist verständlich. Denn im Eon-Konzern gibt es mehrere Baustellen. Energieversorger wie Eon und sein schärfster deutscher Rivale RWE, die neben Atomkraft große Kohlekraftwerksbetreiber sind, müssen sich auf harte Zeiten einstellen.

Ab 2013 müssen sie Milliarden zahlen, um weiter jährlich – sehr zum Unwillen von Umweltschützern - Millionen Tonnen des klimaschädlichen Gases CO2 bei der Stromerzeugung indie Luft zu pusten. Ab 2013 nämlich müssen Energieerzeuger in Europa alle CO2-Verschmutzungsrechte komplett bezahlen; derzeit erhalten sie noch einen Teil dieser Zertifikate kostenlos. Dafür wappnet sich auch Eon. Unter anderem steckt der Düsseldorfer Konzern Milliarden in den Bereich Erneuerbare Energien.

Zugleich steht auch Eon unter Beobachtung der EU-Kartellwächter. Sie wollen verhindern, dass große Energiekonzerne zu viel Marktmacht an sich reißen. Eon musste sich daher bereits von Unternehmensteilen, Kraftwerksleistungen und Stromtransportnetzen trennen. „Im Ergebnis beträgt unser Marktanteil in der deutschen Stromerzeugung nur noch 15 Prozent“, betont Teyssen.

Sparen, Sparen, Sparen

Die infolge der Verkäufe weggebrochenen Gewinne werden aber teilweise ausgeglichen. Eon hat sich einen scharfen Sparkurs verordnet. Eine Folge: Allein in diesem Jahr dürfte der Umbau im Eon-Konzern das Konzernergebnis um eine Milliarde Euro beflügeln. Gleichzeitig schmälern Unternehmensteilverkäufe das Ergebnis in diesem Jahr laut Teyssen um 1,3 Milliarden Euro.

Teyssen schaut aber nicht nur auf seinen Konzern, sondern auch auf die Politik. Er will sich zwar Politikerschelte – anders als sein Vorgänger Bernotat – verkneifen. Forderungen an die Politik aber stellte er gestern, mehrfach.

Atomkraft - ja bitte

Um Stromnetze zu modernisieren, müsse die Politik Investitionsanreize für die Branche geben, lautet eine der Teyssen’schen Forderungen. Der Herr über mehrere Atomkraftwerke wirbt auch für längere Laufzeiten dieser Anlagen: „Ich sehe nicht, wie Deutschland kurzfristig auf die Kernenergie verzichten könnte, wenn Stromversorgung und Klimaschutz bezahlbar bleiben sollen.“

Die Hand zum Dialog streckt Teyssen aus. „Eon ist ein verlässlicher Partner der deutschen und europäischen Politik“, betont er. „Die Politik kann sich auf unsere Unterstützung, auf unsere energiewirtschaftliche Erfahrung und unser Verantwortungsgefühl gegenüber der Gesellschaft verlassen.“

Frauen besser fördern

Eines immerhin scheint gewiss: Teyssen will verstärkt Frauen bei dem Versorger fördern. „Unser klares Ziel ist, den Frauenanteil in den mittleren und höheren Führungsrängen mittelfristig zu erhöhen“, sagte Teyssen auf der Hauptversammlung. „Ich selbst bin auch Mentor einiger Damen im Konzern.“

Konzernweit sind 27 Prozent der Beschäftigten Frauen. Je höher die Hierarchieebene, desto mehr schrumpft Frauenanteil bei Eon. In den obersten Führungsrängen beträgt er laut Teyssen lediglich fünf Prozent. Damit der Anteil steigt, sollen Frauen bei Eon gezielt gefördert werden.