Essen. .

Zwei Millionen Euro soll die Stadt Essen aus freien Stücken an Eon-Ruhrgas gezahlt haben - als Kompensation für ungeplante Zusatzkosten beim Bau der Konzernzentrale. Die Stadt räumt ein, man könne den Vorgang kritisch sehen, aber es gehe auch „ums Atmosphärische“.

Unnötiges Einknicken oder pragmatisches Entgegenkommen für einen wichtigen Essener Konzern? An zwei Millionen Euro, die die Stadt im Jahr 2008 dem Energiekonzern Eon-Ruhrgas ohne rechtliche Verpflichtung zukommen ließ, scheiden sich die Geister.

Die Hintergründe: Für die neue, derzeit im Bau befindliche Konzernzentrale hatte die Stadt dem Energie-Riesen das Filet-Grundstück des früheren Gruga-Stadions verkauft - heilfroh, dass Eon-Ruhrgas in Essen bleibt, was nicht immer sicher schien. Bei den Grundierungsarbeiten stellte sich jedoch heraus, dass der Boden nicht so tragfähig war wie beide Vertragspartner gedacht hatten, vielmehr musste außerplanmäßig für knapp vier Millionen Euro nachgeholfen werden. Für ein 200-Millionen-Euro-Projekt mag diese Summe nicht entscheidend sein, sie fällt aber eben doch ins Gewicht. So sah es jedenfalls Eon-Ruhrgas.

Keine Pflicht zum Schadenersatz

Wer zahlt? Eine Pflicht zum Schadenersatz hätte es für die Stadt nur dann gegeben, wenn die Probleme auf Bergschäden zurückzuführen gewesen wären, was sich trotz gutachterlicher Hilfe nicht nachweisen ließ. Pech also für den Energie-Riesen, könnte man meinen. Doch die damalige Stadtspitze unter Oberbürgermeister Wolfgang Reiniger ließ sich breitschlagen, die Hälfte der Zusatzkosten zu tragen - und musste sich dafür jüngst in der „Welt am Sonntag“ den harten Vorwurf gefallen lassen, als arme Stadt einem reichem Energiekonzern Geld zugeschustert zu haben. Geld, auf das kein Anrecht bestand.

Die Stadt fühlte sich moralisch verpflichtet

„Natürlich kann man das kritisch sehen“, räumte Stadtsprecher Detlef Feige gestern ein. Es sei aber eben „auch ums Atmosphärische“ gegangen. Ein möglicher Gerichtsprozess hätte viel Porzellan zerschlagen, der Ausgang wäre zudem ungewiss gewesen. Möglich, dass die Stadt am Ende auf den vollen Kosten sitzengeblieben wäre. „Hätten beide Parteien vorher von den Problemen gewusst, hätten sie einen anderen Grundstücksvertrag geschlossen“, heißt es im Rathaus feinsinnig. Die Stadt fühlte sich also moralisch verpflichtet, Eon entgegenzukommen.

Zur Wahrheit gehört allerdings auch: Bei einem anderen, weniger wichtigen Beschwerdeführer - vielleicht einem Mittelständler - hätte die Moralfrage wohl keine so überragende Rolle gespielt.