Stuttgart. Die Porsche-Eigentümer wollen eine Fusion mit VW verhindern. Das sicherten sie auf einem Krisentreffen zu. Allerdings braucht der verschuldete Konzern fünf Milliarden Euro, weil er sich mit der Übernahme von VW verhoben hat. Der umstrittene Porsche-Erbe Ferdinand Piech provozierte erneut.

Der Sportwagenbauer Porsche behält nach Angaben des Betriebsrats seine Eigenständigkeit. Betriebsratschef Uwe Hück sagte am Montag in Weissach bei Stuttgart anlässlich eines Krisentreffens der Eigentümerfamilien Piech und Porsche nach einer Sitzung des Ständigen Ausschusses: «Wolfgang Porsche und Hans Michel Piech haben mir zugesichert, dass Porsche eigenständig bleibt und das die Eigentümerfamilien stark genug sind, diese Eigenständigkeit zu garantieren.» Bei Porsche ist früheren Angaben zufolge eine Kapitalerhöhung von bis zu fünf Milliarden Euro im Gespräch.

VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piech nahm an dem Treffen des Aufsichtsrats überraschenderweise nicht teil, wie ein Porsche-Sprecher sagte. Der Hintergrund seines Fehlens wurde zunächst nicht bekannt. Er hatte die Bonität des Sportwagenbauers angezweifelt und signalisiert, dass der neue geplante Automobilgigant aus Porsche und Volkswagen seinen Sitz in Wolfsburg haben werde.

Die Eigentümer berieten über die Zukunft des hochverschuldeten Autobauers. Das Treffen war am Nachmittag unterbrochen worden und sollte aber fortgesetzt werden. Porsche hält an Volkswagen knapp 51 Prozent der Anteile. Der Sportwagenbauer ist mit rund neun Milliarden Euro verschuldet. Volkswagen soll dagegen Nettoreserven von elf Milliarden Euro haben. Hans Michel Piech ist der Bruder des VW-Patriarchen und Sprecher des Piech-Clans. Der Ständige Ausschuss hat die Funktion des Präsidiums.

Das Fernbleiben des 72-jährigen Ferdinand Piechs wurde von Kreisen aus dem Umfeld als Affront gewertet. Etwa 6.500 Porsche-Mitarbeiter legten zeitweise ihre Arbeit nieder, um gegen die Fusionspläne mit Volkswagen zu protestieren.

Ärger um Piech

Hintergrund der Proteste waren die jüngsten Äußerungen von Piech. Er hatte die Bonität des Sportwagenbauers angezweifelt und signalisiert, dass der neue geplante Automobilgigant aus Porsche und Volkswagen seinen Sitz in Wolfsburg haben werde.

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Der Machtkampf zwischen den beiden Autokonzernen hatte sich am Wochenende weiter zugespitzt. Der Wolfsburger Konzern legte die Fusionsgespräche vorerst auf Eis. Porsche hingegen erklärte, es sei nur der für heutigen Montag angesetzte Termin auf Arbeitsebene abgesagt worden. Weitere Termine seien aber vereinbart worden.

Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück forderte bei einer Kundgebung am Entwicklungszentrum in Weissach, die Eigenständigkeit des Sportwagenbauers zu erhalten. «Porsche bleibt Porsche. VW bleibt VW. Das ist die Botschaft.»

Unmut der Beschäftigten

Der Betriebsratschef erklärte, die Belegschaft sei auf die Familieneigentümer des Herstellers angewiesen. «Die Familie braucht uns.» Die Mitarbeiter seien das Kapital des Unternehmens. In Weissach nahmen rund 3.000 Mitarbeiter an der rund 20 Minuten dauernden Kundgebung teil. Auf Plakaten äußerten sie ihren Unmut gegen Porsche-Miteigentümer Ferdinand Piech: «Ja zur Familie Porsche/Piech - Nein zu F.K. Piech.»

Auch im Stammwerk Stuttgart-Zuffenhausen fand eine Kundgebung mit rund 3.000 Teilnehmern statt. Am Standort Ludwigsburg, an dem unter anderem der Vertrieb und die Logistik konzentriert ist, fand ebenfalls eine Protestveranstaltung mit 500 Teilnehmern statt.

Hück wandte sich in seiner Rede in Weissach gegen die Darstellung, dass Porsche massive finanzielle Probleme habe. «Wir werden wieder Gewinne machen», rief er bei der Kundgebung vor dem Casino. Porsche-Mitarbeiter äußerten vor den Protestkundgebungen ihre Angst, dass der Sportwagenbauer in dem neuen geplanten Automobilgiganten seine Eigenständigkeit verlieren könnte. (ap)