Olbia. Porsche muss nach Ansicht von VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch seine Schwierigkeiten aus eigener Kraft bewältigen. Nach einem Zusammenschluss der Volkswagen AG mit Porsche werde der Unternehmenssitz Wolfsburg sein.
Der hoch verschuldete Sportwagenbauer Porsche muss nach Ansicht von Volkswagen-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch seine Schwierigkeiten aus eigener Kraft bewältigen. «Porsche muss seine finanziellen Probleme selbst lösen. Volkswagen wird das nicht tun», sagte Piëch am Montagabend bei der Vorstellung des neuen Polos in Olbia auf der Mittelmeerinsel Sardinien.
Nach einem Zusammenschluss der Volkswagen AG mit Porsche werde der Unternehmenssitz Wolfsburg sein. «Das ist seit sechs Wochen nicht mehr strittig», betonte der VW-Patriarch. Auch VW-Chef Martin Winterkorn sagte in Olbia: «Ich gehe davon aus, dass die Volkswagen-Zentrale in Wolfsburg bleibt.»
VW will Risiken nicht übernehmen
Die finanziellen Risiken, die sich bei Porsche durch Optionsgeschäfte mit VW-Aktien angesammelt haben, kann Volkswagen Piëch zufolge nicht übernehmen. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass Volkswagen diese Risiken eingeht», sagte der VW-Aufsichtsratschef und Porsche-Miteigentümer.
Ihm selbst sei es als Porsche-Aufsichtsrat nicht gelungen, sich Klarheit über die Folgen der Optionsgeschäfte zu verschaffen. «Ich weiß nicht, wie hoch diese Risiken sind», versicherte Piëch. Nach Presseberichten soll es sich um einen Milliardenbetrag handeln.
Piëch stellte wiederholt klar, dass der geplante Zusammenschluss von VW und Porsche nicht zulasten von Volkswagen gehen dürfe. «VW zahlt nur soviel, wie es an Gegenwert bekommt», betonte er mit Blick auf einen auf einen möglichen Ankauf des Autogeschäftes von Porsche durch den größeren Autokonzern. «Elf Milliarden ist sicher ein paar Milliarden zu hoch gegriffen», fügte er als möglichen Preis hinzu.
Lieber Winterkorn als Wiedeking
Volkswagen und Porsche könnten sich auf verschiedenen Wegen, durch Integration von Porsche in die Volkswagen AG oder durch eine Fusion, zusammenschließen, sagte Piëch weiter. «Ich favorisiere etwas, was schnell und weitgehend schmerzlos geht.» Dabei müsse die Volkswagen AG erhalten bleiben, um das VW-Gesetz zu erhalten. Es seien auch Mischungen aus den verschiedenen Wegen denkbar.
Für Volkswagen sei derzeit Martin Winterkorn der bessere Vorstandschef, betonte Piëch. «Für Porsche war Wiedeking der bessere - die 15 Jahre», fügte er hinzu. Es stehe nicht an, Wiedeking als Porsche-Chef abzulösen. Er könne sich aber auch nicht vorstellen, dass Wiedeking Porsche-Markenvorstand im VW-Konzern werden wolle. «Er müsste sehr weit runtersteigen und ein Rollenwechsel müsste stattfinden: vom Durchmarschierer zur Demut.» Derzeit sei Wiedeking persönlich bemüht, den bei Porsche verursachten finanziellen «Reifendefekt» rückgängig zu machen.
Piëch verglich VW-Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch mit dem Porsche-Finanzvorstand Holger Härter. «Ich bin überzeugt Herr Pötsch ist kreditfähiger», urteilte er. Porsche habe die Banken stark vergrätzt. Das Unternehmen habe sich viel Geld zu niedrigen Zinsen geliehen und es zu hohen Zinsen angelegt, statt dafür VW-Aktien zu kaufen. «Das vergessen die Banken nicht», sagte Piëch. Je näher für Porsche der nächste Kredittermin gekommen sei, desto enger sei es geworden.
Kein Großinvestor in Sicht
Einem Einstieg eines neuen Großaktionärs bei dem geplanten VW-Porsche-Zusammenschluss erwartet Piëch vorerst nicht. «Ich kann in einer ungünstigen Situation keine guten Bedingungen für Porsche und Volkswagen erwarten.» Die Unternehmen müssten die Dinge zunächst selbst regeln.
Die Kommentare Piëchs zur Lage bei Porsche verschreckten am Dienstag offenbar Anleger: Die Aktie der Holding gab am Mittag um mehr als 7 Prozent nach. (ap)