Frankfurt/Main. Die Deutsche Bank plant den Einstieg bei der traditionsreichen Privatbank Sal. Oppenheim. Das größte deutsche Finanzinstitut machte dem angeschlagenen Bankhaus ein unverbindliches Angebot für eine Minderheitsbeteiligung.

Frankfurt/Main. Die Deutsche Bank steht vor dem Einstieg bei Europas größter Privatbankengruppe Sal. Oppenheim. Finanzkreisen zufolge sind die Banker aus Frankfurt an einer Minderheitsbeteiligung des 220 Jahre alten Hauses interessiert. Damit würde zum zweiten Mal nach 1904 eine andere Bank bei Oppenheim einsteigen. Das damals zweitgrößte deutsche Institut, die Disconto-Gesellschaft, hielt den Anteil bis 1919. Hintergrund war, dass Oppenheim nach Fehlinvestitionen in der Elektroindustrie in die Krise geraten war.

Der deutsche Branchenprimus und Sal.Oppenheim bestätigten am Mittwoch Gespräche über eine strategische Partnerschaft. Hierzu habe man ein unverbindliches Angebot hinsichtlich einer Kapitalbeteiligung abgegeben, teilte die Deutsche Bank mit. Die Privatbank öffnet den Frankfurtern auch ihre Bücher für eine genaue Prüfung (Due Diligence).

Die Deutsche Bank erklärte zudem: «Die strategische Partnerschaft hat das Ziel, den Kunden von Sal. Oppenheim Zugang zum globalen Netzwerk der Deutschen Bank zu ermöglichen und die Position der Deutschen Bank im gehobenen Privatkundengeschäft in Deutschland zu stärken.» Sal. Oppenheim gilt als «Bank der Reichen». Vermögende Privatkunden, insbesondere aus alteingesessenen Familienunternehmen, zählen zur Klientel der traditionsreichen Bank.

Arcandor und risikoreiche Geschäfte brachten Oppenheim Probleme

In Finanzkreisen bestätigten mehrere mit den Verhandlungen vertraute Personen, im Gespräch sei eine Minderheitsbeteiligung der Deutschen Bank. Für Sal. Oppenheim sei darin auch eine Chance zu sehen, weil die Anforderungen vermögender Kunden immer mehr dahin gingen, Märkte außerhalb Europas zugänglich zu machen. Ein Global Player wie die Deutsche Bank passe zu diesen Anforderungen.

Sal. Oppenheim war im vergangenen Jahr zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg in die roten Zahlen gerutscht. Für 2008 musste das 1789 gegründete Haus einen Verlust von 117 Millionen Euro ausweisen. Im Dezember führten die Gesellschafter eine Kapitalerhöhung um 200 Millionen Euro durch. Die Finanzmarktkrise aber auch die Beteiligung an dem insolventen Handelskonzern Arcandor hatten Sal. Oppenheim in die Bredouille gebracht.

Zudem hatte die Bank in den vergangenen Jahren auch auf das lukrative, aber risikoreiche Geschäft mit komplexen Zertifikaten gesetzt. Als nach der Lehman-Pleite dieser Markt einbrach, zahlte auch Oppenheim die Zeche. Im Handelsergebnis wies das Bankhaus 2008 einen Verlust von fast 300 Millionen Euro aus.

Größte private Bankengruppe Europas

Mitte der 2000er Jahre war Oppenheim nach der Übernahme der BHF Bank zur größten privaten Bankengruppe Europas aufgestiegen. Die mittlerweile in Luxemburg ansässige Bank kam 2008 auf eine Bilanzsumme von 41,4 Milliarden Euro und beschäftigt rund 4.300 Mitarbeiter.

Der geplante Einstieg der Deutschen Bank erscheint Beobachtern nun durchaus nachvollziehbar. So schreibt die «Börsenzeitung» am (heutigen) Mittwoch, eine solche Verbindung sei schlüssig, «zumal beide Institute als eng miteinander befreundet gelten. Sie haben bei zahlreichen strategischen Transaktionen zusammengearbeitet». (ap)