Düsseldorf. Metro und Arcandor nehmen ihre Gespräche wieder auf. Ein Konzept haben die Düsseldorfer auch schon in der Schublade, sollte es zu einer Übernahme der Karstadt-Häuser kommen. Für diese Pläne warb Metro nun beim SPD-Kanzlerkandidaten Steinmeier. Merkel signalisierte Unterstützung.
Eine Fusion der beiden letzten verbliebenen großen deutschen Warenhausketten Karstadt und Kaufhof wird immer wahrscheinlicher. Der größte deutsche Handelskonzern Metro bekam am Donnerstag für entsprechende Pläne Rückendeckung von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg.
Kanzlerin Merkel sagte in Berlin, bei den Bemühungen um eine Rettung des angeschlagenen Touristik- und Handelskonzerns Arcandor gebe «wirklich viele privatwirtschaftliche Möglichkeiten, die immer noch nicht ausgeschöpft sind». Die laufenden Gespräche sollten «schnell geführt werden im Blick gerade auch auf die Arbeitsplätze, die wir natürlich im Sinne der Menschen möglichst weitgehend erhalten wollen», drängte die Kanzlerin.
Die Konzernchefs von Arcandor und Metro, Karl-Gerhard Eick und Eckhard Cordes, wollten nach Angaben eines Essener Unternehmenssprechers schon in Kürze die Chancen für einen Zusammenschluss ihrer Warenhaustöchter bei einem neuen Treffen ausloten.
«Aus» für 5000 Vollzeitstellen
Der Kaufhof-Mutterkonzern Metro hat bereits ein Konzept für die Übernahme des Konkurrenten ausgearbeitet. Danach sollen bei einer Fusion 40 der dann 206 Warenhäuser geschlossen werden - 10 Kaufhof- und 30 Karstadt-Filialen. Dadurch würden rund 5.000 Vollzeitstellen wegfallen.
Auch für die Mitarbeiter der von Schließung betroffenen Häuser gebe es aber Chancen, hieß es bei der Metro. Für rund 20 bedrohte Häuser gebe es bereits Unternehmen, die an einer Übernahme interessiert seien. Allein die Konzerntöchter Media Markt und Saturn hätten Interesse an zwölf Standorten signalisiert. Und jeder neue Betreiber der Warenhausimmobilien benötige erfahrene Handelsmitarbeiter. Keine Angaben machte der Konzern zu einem möglichen Kaufpreis.
Rückendeckung bekam die Metro auch von Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg. Er halte dies angesichts der Krise beim Karstadt-Mutterkonzern Arcandor für «einen interessanten Weg», sagte der CSU-Politiker im Deutschlandfunk. Er fügte hinzu: «Das muss nur schnell gehen.» Einen Überbrückungskredit der Staatsbank KfW für den um das Überleben kämpfenden Handelskonzern schloss der Minister dabei nicht aus.
Arcandor will Gespräche auf Augenhöhe
Arcandor-Sprecher Gerd Koslowski betonte, wichtig sei für den Konzern, dass die Verhandlungen mit der Metro über eine Warenhausfusion «auf Augenhöhe» stattfänden. Dazu sei es aber nötig, «dass wir in irgendeiner Art Hilfe bekommen und überleben». Ein Kredit im Rahmen einer Rettungsbeihilfe sei dabei eine Möglichkeit. «Darum werden wir uns intensiv bemühen, ohne damit zum jetzigen Zeitpunkt den Deutschlandsfonds auszuschließen.»
Bundeskanzlerin Angela Merkel sieht allerdings zunächst die Eigentümer und Gläubiger bei der Rettung des Arcandor-Konzerns in der Pflicht. Sie glaube, dass diese noch «einen erheblichen Beitrag leisten müssen», sagte die Regierungschefin nach Gesprächen des Arcandor-Vorstands im Kanzleramt.
Die Privatbank Sal. Oppenheim, Hauptaktionär bei Arcandor, signalisierte unterdessen ihre Bereitschaft, im Gegenzug für eine Staatsbürgschaft, dem Staat sein Arcandor-Aktienpaket als Sicherheit zu überlassen. (ap)
Diskussion: Arcandor in der Krise