Christoph M. Schmidt sagt: Der Staat soll Arcandor nicht helfen. Staatshilfe für Karstadt wäre ein Dammbruch. Warum sollten sich andere dann noch zurückhalten?

Christoph Schmidt. Foto: Jakob Studnar
Christoph Schmidt. Foto: Jakob Studnar © WAZ / Jakob Studnar

Die Karstadt-Krise hat nichts mit der Finanzkrise zu tun. Es gibt erfolgreiche Unternehmen auch in der Krise, Karstadt hat offenbar schon vorher Probleme gehabt, weitgehend struktureller Natur. Dass die Banken zögerlicher bei der Kreditvergabe sind, ist die Folge davon, dass vorher offenbar zu hohe Risiken eingegangen wurden. Wenn die Politik befürchtet, dass auch gesunde Unternehmen keine Kredite erhalten, muss sie die Finanzmärkte in Ordnung bringen, aber nicht direkt eingreifen.

Eine Insolvenz muss nicht schlechter sein. Die Politik hat Regeln aufgestellt, wie das Beste aus einer solchen Situation herauszuholen ist. Diese außer Kraft zu setzen, wäre falsch. Unser Wohlstand lebt von stetiger Erneuerung: die einen gehen unter, andere entstehen neu. Für die schmerzhaften Anpassungen, die es dabei gibt, haben wir gut ausgebaute soziale Sicherungssysteme.

Der Wettbewerb würde verzerrt: Man kann niemandem helfen, ohne die Position seiner Konkurrenz zu verschlechtern. Die Marktanteile von Karstadt würden ja nicht verschwinden, sondern woanders hingehen.

Wer Fehler macht, muss dafür auch haften. Die wesentliche Wurzel der Probleme ist die mangelnde Haftung der Eigentümer. Bei Arcandor gibt es sowohl Eigentümer als auch Interessenten, die Geld investieren können. Dass Unternehmer Risiken eingehen, würde durch Staatshilfen außer Kraft gesetzt, vor allem bei den Großen. Dem kleinen Handwerker hilft keiner. Das ist ungerecht.

Man sieht sich immer zweimal. Wer einmal den Staat dazu bekommen hat, ihm Geld zu geben, hat einen Hebel in der Hand, den er immer wieder nutzen kann. Staatshilfe für Karstadt wäre ein Dammbruch. Warum sollten sich andere dann noch zurückhalten?