Der Ökonom Rudolf Hickel sagt: Der Staat soll Arcandor helfen. Wer die Abwanderung des Einzelhandels auf die grüne Wiese verhindern will, sollte Karstadt unterstützen.

Rudolf Hickel. Foto: Jakob Studnar
Rudolf Hickel. Foto: Jakob Studnar © WAZ

Ohne Krise wäre Arcandor nicht in Insolvenzgefahr. Karstadt hat sicher schon vor der Finanzkrise Schwierigkeiten gehabt. Dass nun die Insolvenz droht, weil am 12. Juni Kredite auslaufen, hat aber nichts mit dem Geschäftsmodell zu tun, dafür aber sehr viel mit der Finanzkrise. Wir haben eine Kreditklemme in Deutschland. In normalen Zeiten würde ein Konzern wie Arcandor natürlich Darlehen erhalten.

Ein Insolvenzverfahren wäre schlechter. Das würde zu Rosinenpickerei führen. Konkurrent Metro würde die besten Karstadthäuser übernehmen, die restlichen würden geschlossen und mit ihnen ein Großteil der mehr als 50 000 Beschäftigten entlassen.

Der Wettbewerb würde nicht verzerrt, sondern erhalten. Ohne Karstadt gäbe es nur noch eine große Kaufhaus-Kette. Die Gefahr einer monopolistischen Marktmacht liegt beim Karstadt-Konkurrenten Metro mit seinen großen Elektronik- und Baumarktketten und Kaufhof. Wenn Karstadt pleite geht, gibt es gar keinen Wettbewerb mehr.

Die Beschäftigten dürfen nicht für die Managementfehler haften. Den größten Fehler hat der frühere Arcandor-Chef Middelhoff begangen, als er die Karstadt-Immobilien verkaufte, hohe Mieten zusagte, aber den Erlös nicht in die Kaufhäuser, sondern in Thomas Cook investierte. Dennoch muss Staatshilfe von einem tragfähigen Konzept abhängig gemacht werden. Die Frage ist aber, ob das von Kaufhof wirklich besser ist. Was wäre Kaufhof ohne Saturn? Dort stellt sich die Frage der Quersubventionierung.

Kaufhäuser haben eine wichtige Magnetfunktion für die Innenstädte. Wer etwas gegen die Abwanderung des Einzelhandels aus den Städten auf die grüne Wiese unternehmen will, der sollte Karstadt helfen.