Rüsselsheim. Der Widerstand gegen einen Verbleib von Opel beim Mutterkonzern GM wächst. Der Opel-Betriebsrat kündigte massive Proteste an. Opelaner aus ganz Deutschland wollen am Freitag vor dem Werk in Eisenach demonstrieren. Auch die Bundesregierung ehöht den Druck.
Der Konflikt um den angeschlagenen Autobauer Opel spitzt sich zu. Angesichts der schwindenden Hoffnung auf einen Verkauf des Unternehmens durch den US-Konzern General Motors kündigte der Opel-Betriebsrat massive Proteste an. Der GM-Verwaltungsrat sollte sich am Mittwoch erneut mit der Zukunft von Opel befassen. Eine Entscheidung wurde nach Informationen der Nachrichtenagentur AP für die Nacht zum Donnerstag erwartet.
Sollte der Verwaltungsrat gegen den Verkauf an den kanadischen Autozulieferer Magna oder gar nicht entscheiden, würden Opel-Arbeiter aus ganz Deutschland am Freitag vor dem Opel-Werk in Eisenach demonstrieren, sagte Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz. Dieses Werk sei 1990 als «Symbol der Freiheit» aufgebaut worden. Nach der Kundgebung würden die Opel-Arbeiter eine Menschenkette um die Fabrik bilden, um das Werk symbolisch zu schützen.
Foster: "Opel doch eine sehr wichtige Marke für GM"
Der GM-Verwaltungsrat sollte sich am Mittwochabend mit vier möglichen Szenarien befassen, wie die AP aus Verhandlungskreisen erfuhr. Dazu zählt der Verkauf an Magna oder den konkurrierenden Finanzinvestor RHJI, der Verbleib von Opel unter dem GM-Konzerndach oder eine Opel-Insolvenz. Eine Entscheidung soll allerdings nicht direkt verkündet, sondern zunächst der Opel-Treuhand mitgeteilt werden, die formell das letzte Wort hat. Die Treuhand-Führung könnte dann gegebenenfalls am Donnerstag entscheiden.
Opel-Aufsichtsratschef Carl-Peter Forster äußerte Verständnis für einen möglichen Verbleib des deutschen Autobauers bei General Motors. Der neue GM-Verwaltungsrat sei «offensichtlich der Auffassung, dass Opel doch eine sehr wichtige Marke für GM ist und Europa ein sehr wichtiger Markt», sagte Forster dem Magazin «auto motor und sport». Auch zuvor habe sich GM nur notgedrungen von Opel trennen wollen, weil die US-Regierung bisher nicht erlaubt habe, mit amerikanischem Geld eine Restrukturierung außerhalb der USA zu betreiben.
Brückenfinanzierung wird im November fällig
General Motors droht ein erhebliches Finanzierungsproblem, sollte Opel nicht an einen Investor verkauft werden. Nach einem Bericht der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» wird Ende November der Kredit über 1,5 Milliarden Euro fällig, den Bund und Länder dem Autohersteller im Juni gegeben haben. Gezahlt werden müssten dann auch 6,5 Prozent Zinsen, schreibt die Zeitung unter Berufung auf Kreise der Opel-Treuhand. Der Kredit sei zu fast 100 Prozent mit Vermögen des Unternehmens als Pfand besichert, darunter Grundstücken und Fabriken.
Die Bundesregierung hat jedoch klargestellt, dass GM im Fall eines Verbleibs von Opel unter dem Dach des US-Konzerns die Brückenfinanzierung zurückzahlen muss. «Wenn es dazu käme, dass das Management von General Motors entscheidet, Opel zu behalten, erwarten wir die Rückzahlung dieses Kredites zu den Bedingungen, die wir Magna auch eingeräumt haben», sagte Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) am Mittwoch in Berlin.
Es bleibe abzuwarten, was GM wirklich als industrielles Konzept vorlege. «Keiner wird erwarten, dass wir die in Rede stehende Bürgschaft für eine Anschlussfinanzierung von 4,5 Milliarden Euro für ein Schließungskonzept von Opel in Deutschland geben», sagte der Finanzminister. «Das würden die hiesigen Bürger wohl als ziemlich merkwürdig empfinden.» (ap/ddp)