Berlin. Die Würfel bei General Motors sind wohl gefallen: Am Donnerstag soll es um 14.30 Uhr eine Pressekonferenz zur Opel-Zukunft geben. Falls General Motors den deutschen Autobauer behalte, würden laut einem Medienbericht voraussichtlich drei Werke geschlossen - darunter wäre das Werk in Bochum.
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Der Verwaltungsrat von General Motors hat offenbar über die Zukunft von Opel entschieden, will das Ergebnis aber erst nach Unterrichtung der Bundesregierung und des deutschen Tochterunternehmens am Donnerstag öffentlich bekanntgeben. Das teilte am Mittwochabend eine Gewährsperson am GM-Sitz in Detroit mit. Am Donnerstag sei für 14.30 Uhr eine Pressekonferenz in Berlin anberaumt worden, sagte eine mit der Situation vertraute Person der Nachrichtenagentur Dow Jones Newswires. Auch John Smith, der GM-Chefunterhändler in Sachen Opel, sei auf dem Weg in die Bundeshauptstadt. Weitere Details nannte der Informant nicht. Ein Sprecher von GM Europe wollte die Informationen nicht kommentieren.
Am Dienstag und Mittwoch fand am GM-Firmensitz in Detroit eine Verwaltungsratssitzung statt, von der eine Vorentscheidung über die Zukunft von Opel erwartet wurde. Das Kontrollgremium muss seine Empfehlung für eines der vier möglichen Zukunftsszenarien - einen Verkauf an einen der beiden Investoren Magna oder RHJ, den Verbleib im GM-Konzernverbund oder aber die Insolvenz - aussprechen. Ob und für welche der genannten Optionen sich der Verwaltungsrat ausgesprochen hat, war in der Nacht zum Donnerstag zunächst nicht zu erfahren.
Erst nach einer Empfehlung durch den Verwaltungsrat der Opel-Mutter kann die endgültige Entscheidung über die Zukunft der Rüsselsheimer fallen. Diese muss letztlich der Beirat der Opel-Treuhand fällen.
Wenn General Motors Opel selbst behielte, würde der amerikanische Konzern einem Medienbericht zufolge voraussichtlich drei Werke schließen. Betroffen wären die Fabriken in Antwerpen Eisenach und Bochum. Das geht aus dem Sanierungsplan («Viability Plan») für Opel hervor, den GM im Frühling 2009 ausgearbeitet hat, wie die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» berichtet. Dem Plan zufolge würde die Produktion des Modells Astra von Antwerpen ins polnische Gliwice und nach Rüsselsheim verlegt. Der Corsa würde von Eisenach nach Saragossa verlegt, und die Produktion in Bochum würde nach Rüsselsheim sowie ins englische Ellesmere Port und nach Gliwice verlagert.
GM will wohl auf europäischem Markt nicht verlieren
Nach dem monatelangen Tauziehen um Opel mehrten sich zuletzt die Hinweise, dass der angeschlagene Autobauer doch beim US-Mutterkonzern General Motors bleiben könnte. Opel-Aufsichtsratschef Carl-Peter Forster sagte der Zeitschrift «Auto, Motor und Sport», der neue GM-Verwaltungsrat sei «offensichtlich der Auffassung, dass Opel doch eine sehr wichtige Marke für GM ist und Europa ein sehr wichtiger Markt». Nach Ansicht mehrerer deutscher Politiker könnten auf GM Milliardenkosten zukommen, wenn Opel nicht verkauft wird.
Forster äußerte in dem Interview Verständnis für einen möglichen Verbleib des deutschen Autobauers in dem US-Konzern. Auch zuvor habe GM nur notgedrungen von Opel trennen wollen, weil die US-Regierung bisher nicht erlaubt habe, mit amerikanischem Geld eine Restrukturierung außerhalb der USA zu betreiben.
General Motors müsste Kredit zurückzahlen
Zu den Überlegungen, Opel zu behalten, sagte Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung»: «In meinen Augen heißt das zweierlei: Die 1,5 Milliarden Euro Überbrückungshilfe sind ein Kredit. Und ein Kredit ist ein Kredit.» Die 1,5 Milliarden Euro müsste GM unter den Konditionen, die man Opel eingeräumt habe, zurückzahlen. Außerdem könne es die zweite Tranche der Überbrückung, die zusätzlichen 3 Milliarden Euro Bürgschaft, nicht für einen Schließungsplan in Deutschland geben.
«General Motors müsste also die Fragen beantworten, wie das Unternehmen Opel auf eine finanziell solide Basis gestellt werden soll und was das für die Standorte bedeutet. Im Klartext: General Motors müsste die Frage beantworten, ob es mehrere Milliarden Euro in seine Opel-Standorte investieren will und kann», sagte Steinbrück.
Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz sagte, sollte der Verwaltungsrat gegen den Verkauf an Magna oder gar nicht entscheiden, würden Opel-Arbeiter aus ganz Deutschland am Freitag vor dem Werk in Eisenach demonstrieren. Dieses Werk sei 1990 als «Symbol der Freiheit» aufgebaut worden. (ddp/ap)