Detroit/Frankfurt. Das Ende der Ungewissheit für die Opel-Mitarbeiter naht. Am Donnerstag wird General Motors wohl seine Pläne für den deutschen Autobauer erklären. Bei einem Verbleib bei GM sieht Opel-Betriebsratschef Klaus Franz keine Perspektive für Opel.
Der Nervenkrieg um Opel nähert sich seinem Ende. Der Mutterkonzern General Motors hat in der Nacht zum Donnerstag offenbar eine Entscheidung getroffen. Das Ergebnis soll aber erst nach Unterrichtung der Bundesregierung und der deutschen Tochter veröffentlicht werden. Das teilte eine Gewährsperson am GM-Sitz in Detroit mit.
Die Nachrichtenagentur Dow Jones Newswires hat unter Berufung auf eine mit der Situation vertraute Person gemeldet, für 14.30 Uhr sei eine Pressekonferenz in Berlin anberaumt worden. Auch John Smith, der GM-Chefunterhändler in Sachen Opel, sei auf dem Weg in die Bundeshauptstadt. Weitere Details habe der Informant nicht genannt.
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier forderte den Erhalt aller deutschen Werke, sollte Opel unter dem Dach von General Motors bleiben. «Wir wollen die Arbeitsplätze bei Opel erhalten», sagte Steinmeier auf einer SPD-Kundgebung am Mittwochabend in Wiesbaden: «Deshalb wird es kein öffentliches Geld für ein Sanierungskonzept von General Motors geben, bei dem deutsche Standorte sterben.»
Franz sieht «keine Perspektive»
Opel-Betriebsratschef Klaus Franz hat keine Informationen über das Ergebnis der Aufsichtsratssitzung des Opel-Mutterkonzerns General Motors (GM). «Ich habe ein paar Indikationen, aber es reicht nicht mehr als zum Kaffeesatz-Lesen», sagte er am Donnerstag im ZDF-«Morgenmagazin». Er rechne aber mit umgehender Information, wie die in Detroit gefällte Entscheidung zu Opel aussieht.
Zugleich kündigte Franz jedoch Widerstand an, falls sich das Gremium gegen einen Verkauf an den von Politik und Gewerkschaften bevorzugten Verkauf an den österreichisch-kanadischen Zulieferer Magna ausgesprochen haben sollte. «Wir werden beispielsweise dann unmittelbar die Lohnzurückhaltung, die 4,2 Prozent nebst 122 Euro Tariferhöhung, fällig stellen», sagt er. Bereits am Freitag wollen die Beschäftigten dann «mit sehr vielen Tausend Leuten nach Eisenach fahren». Das Werk sei ein «Symbol der Freiheit» und soll mit einer Menschenkette symbolisch vor dem Zugriff geschützt werden.
Standort Bochum ist in Gefahr
Dabei verwies Franz auf den «Viability Plan» von GM, in dem «klipp und klar» stünde, dass im Falle eines Verbleibs von Opel bei GM die Standorte Antwerpen, Bochum und Eisenach verkauft beziehungsweise geschlossen werden sollen. Diese «alte Kostenreduzierungs-Orgie von General Motors» sei genau die "Politik, die uns in dieses Desaster geführt hat». Unter GM sehe er für Opel keine Perspektive, betonte Franz. «Geht es nach der Vernunft, geht es nach betriebswirtschaftlichen Kenntnissen, nach ökonomischen Prinzipien, muss Magna den Zuschlag bekommen», sagte er.
Beim Schichtwechsel im Bochumer Opel-Werk ist an diesem Donnerstagmorgen um 06.00 Uhr nur eines klar - es herrscht weiter Ungewissheit. Offenbar hat der Mutterkonzern General Motors in der Nacht über die Zukunft des deutschen Autobauers entschieden. Nur wie die Entscheidung ausging, weiß noch niemand. Burkhard Aust aus dem Bochumer Werk fasst zusammen, was viele Mitarbeiter denken: «Die meisten haben die Hoffnung schon aufgegeben.»
Pessimismus bei den Mitarbeitern
Aust ist sich sicher: «Egal, ob sich GM für einen Investor entscheidet oder Opel behält, der Standort Bochum wird sowieso bluten.» Seine Kollegen klingen ähnlich pessimistisch. So erwartet der 54-jährige Frank Klein, dass jeder potenzielle Opel-Besitzer - also weiterhin GM, oder Magna International oder RHJ International - Stellen streichen wird. Der Wattenscheider arbeitet seit 32 Jahren bei Opel, das monatelange Gezerre um seinen Arbeitsgeber frustriert ihn. «Man kann ja nichts tun außer abzuwarten», klagt Klein.
«Wir sind doch nur der Ping-Pong-Ball irgendwelcher Manager», schimpft ein 49-jähriger Bochumer, der seinen Namen nicht nennen möchte. «Denen geht es um ihren Profit, und bei uns und unseren Familien ist die komplette Existenz bedroht. Die Leute hier im Werk sind am Boden.» (ap/ddp)